Wie die Historiographiegeschichte hat auch \u201eArchivgeschichte\u201c, die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Institutionen- und Personalgeschichte von Archiven, in den letzten Jahren Hochkonjunktur. Auch hier steht die Auseinandersetzung mit der NS-Zeit im Vordergrund.
Der vorliegende Themenband der Mitteilungen des \u00d6sterreichischen Staatsarchivs beleuchtet erstmals die Geschichte des \u00f6sterreichischen Archivwesens zwischen 1938 und 1945. Dabei werden die Wiener Zentralarchive, das 1940 als Dachorganisation geschaffene \u201eReichsarchiv Wien\u201c und das remilitarisierte Kriegsarchiv ebenso untersucht wie die Landesarchive (\u201eReichsgauarchive\u201c), das Linzer Stadtarchiv und \u2013 anhand ausgew\u00e4hlter Fallbeispiele \u2013 die kirchlichen Archive des ehemaligen \u00d6sterreich.
Die Bilanz f\u00e4llt h\u00f6chst zwiesp\u00e4ltig aus. Hoher archivarischer und archivischer Professionalit\u00e4t und einer sehr intensiven Beteiligung an der historischen Forschung steht \u2013 jedenfalls bei den staatlichen Archiven \u2013 eine bedr\u00fcckend tiefe Verstrickung nahezu aller f\u00fchrenden Archivverantwortlichen in die NS-Strukturen gegen\u00fcber. Die ganz \u00fcberwiegend gro\u00dfdeutsche bzw. deutschnationale Orientierung des \u00f6sterreichischen Historikerestablishments der Ersten Republik pr\u00e4gte auch die Archivarselite und erm\u00f6glichte 1938 in personeller Hinsicht einen weitgehend bruchlosen \u00dcbergang. Umso tiefer war in vielen Archiven die Z\u00e4sur von 1945. Der Neubeginn gestaltete sich nach oft durchgreifenden personellen S\u00e4uberungen und angesichts der Verw\u00fcstungen durch Bombenkrieg und Auslagerungen schwierig.<\/P>
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