{"id":60967,"date":"2020-04-06T06:02:36","date_gmt":"2020-04-06T04:02:36","guid":{"rendered":"https:\/\/www.studienverlag.at\/produkt\/\/wiener-zeitschrift-zur-geschichte-der-neuzeit-1-04\/"},"modified":"2024-11-24T09:05:48","modified_gmt":"2024-11-24T08:05:48","slug":"wiener-zeitschrift-zur-geschichte-der-neuzeit-1-04","status":"publish","type":"product","link":"https:\/\/www.studienverlag.at\/produkt\/1795\/wiener-zeitschrift-zur-geschichte-der-neuzeit-1-04\/","title":{"rendered":"Wiener Zeitschrift zur Geschichte der Neuzeit 1\/04"},"content":{"rendered":"

Einzelheft StudentInnen (Bestellung mit Beilegung einer Inskriptionsbest\u00e4tigung): Euro 14,40<\/P>
\n


Beitr\u00e4ge<\/P>
\n

Barbara Staudinger
Juden als „Pariavolk“ oder „Randgruppe“? Bemerkungen zu Darstellungsmodellen des christlich-j\u00fcdischen Verh\u00e4ltnisses in der Fr\u00fchen Neuzeit<\/P>
\n

Barbara Krug-Richter
Von Messern, M\u00e4nteln und M\u00e4nnlichkeit. Aspekte studentischer Konfliktkultur im fr\u00fchneuzeitlichen Freiburg im Breisgau<\/P>
\n

Peter Becker
Der Verbrecher zwischen D\u00e4monisierung und Normalisierung. \u00dcberlegungen zur Kriminologie des 19. Jahrhunderts<\/P>
\n

Margarete Grandner
Regelungen des Gesundheitswesens in \u00d6sterreich im 19. Jahrhundert<\/P>
\n


Forum<\/P>
\n

Gudrun Hopf\/Angelika Klampfl\/Margareth Lanzinger
Was hei\u00dft schon „normal“? Facetten eines Forschungsprojektes<\/P>
\n

Achim Landwehr
Normen als Praxis und Kultur. Policeyordnungen in der Fr\u00fchen Neuzeit<\/P>
\n

Anton Tantner
Zur Unordnung der H\u00e4user. Eine heterotopologische Miszelle<\/P>
\n

Birgitta Bader-Zaar
Grundrechte in der historischen Immigrationsforschung. Das Beispiel chinesischer und japanischer Einwanderer in den Vereinigten Staaten im „langen“ 19. Jahrhundert<\/P>
\n

Heidemarie Markhardt
„Sprachnormierung“ in der Europ\u00e4ischen Union. Die Entstehung von spezifischen Variet\u00e4ten der EU-Amtssprachen<\/P>
\n


Hefteditorial<\/P>
\n

„Paradeiser“ oder „Tomate“, legal oder illegal, normkonform? Zu Normen und Normalit\u00e4tsvorstellungen<\/P>
\n

Sichtbare und unsichtbare Normen, ihre Aneignung und Umsetzung bestimmen unser Leben in entscheidendem Ma\u00df. Beide Ebenen, Norm und Praxis, sind dabei nicht als einseitiger Wirkzusammenhang zu denken, sondern als vielf\u00e4ltig miteinander verflochten. „Normierte Lebenswelten“, der Titel des Heftes, f\u00fchrt die Alltags-Dimension ein und verweist auf ein breites Spektrum an Bereichen, in denen Normen und Vorstellungen von Normalit\u00e4t entstehen und zum Tragen kommen.<\/P>
\n

Die Einsch\u00e4tzung st grunds\u00e4tzlich von Ambivalenz gekennzeichnet: Positiv formuliert „ordnen und informieren“ Normen, sie „schaffen Transparenz und reduzieren Komplexit\u00e4t, erlauben die Zurechnung von Normerf\u00fcllung und Abweichung“. Sie geben Sicherheit und stellen ein Instrumentarium bereit, um gesellschaftspolitisch relevante Ziele in ihrer Realisierung zu unterst\u00fctzen. Doch verbinden sich mit Normen und Normierung auch deutlich negative Assoziationen – beides symbolisiert durch den Schraubstock auf dem Titelbild: Der Schraubstock erm\u00f6glicht bestimmte Arbeitsg\u00e4nge, indem er Objekte fixiert; gleichzeitig schr\u00e4nkt er dadurch ihre Bewegbarkeit ein, erlaubt keine Abweichungen, schafft unverr\u00fcckbare Tatsachen – \u00fcbertragbar auf den von Michel Foucault gepr\u00e4gten Begriff der „Normalisierungsgesellschaft“, deren Kehrseite sozialer Ausschluss ist. Der Schraubstock repr\u00e4sentiert – baukastenartig in seine Einzelteile zerlegbar – zugleich auch den Prozess der technischen Normierung und Standardisierung, getragen von Konzepten der Rationalisierung, Austauschbarkeit und Kompatibilit\u00e4t.<\/P>
\n

Wortgeschichtlich geht der Begriff „Norm“, aus dem Lateinischen „norma“ abgeleitet, auf die Bautechnik zur\u00fcck, genauer auf das Winkelma\u00df. Doch hatte der Terminus auch schon in der Antike die bis heute bestimmende Grundbedeutung von „Richtschnur“ im Sinne von „Regel“ einerseits und „Ma\u00dfstab“ andererseits. In diese zwei Bereiche lassen sich Normen generell, wenn auch nur grob unterteilen: Norm als Regel im Sinn von Vorschrift, Disziplinierung, moralischer oder  rechtlich-gesetzlicher Handlungsanleitung und Norm als Ma\u00df im Sinne von Normalit\u00e4t, als technisch-pragmatischer Standard in Form der DIN- bzw. \u00d6?Normen oder als    empirisch ermittelter Durchschnitt. Freilich gibt es auch \u00dcberschneidungen zwischen diesen beiden Bereichen, insbesondere dort, wo es um Nichteinhaltung von Normen geht – „deviantes“ Verhalten etwa l\u00e4sst sich in beide Richtungen interpretieren. Ein anschauliches Beispiel f\u00fcr das Aufkommen standardisierter Ma\u00dfst\u00e4be ist die im Laufe der Fr\u00fchen Neuzeit gewachsene Vorstellung, dass die Tauglichkeit eines Soldaten vornehmlich an seiner K\u00f6rpergr\u00f6\u00dfe abzulesen sei. Diese wirkte in weiterer Folge auf die Herausbildung von milit\u00e4rischen Rekrutierungsnormen zur\u00fcck – das Ineinandergreifen verschiedener Normvorstellungen wird hier exemplarisch veranschaulicht.<\/P>
\n

W\u00e4hrend sich Reglementierungen in schriftlich fixierter Form – wie Kleider-, Bau- oder Policeyordnungen, Weist\u00fcmer, Stadt-, Dorf- oder B\u00fcrgerordnungen, Gesetze, Erl\u00e4sse und Statuten usw. – w\u00e4hrend der ganzen Neuzeit finden, ist die Erstellung offizialisierter Ma\u00dfst\u00e4be von Normalit\u00e4t und Standards ein j\u00fcngeres Ph\u00e4nomen. Erst die sich in der zweiten H\u00e4lfte des 19. Jahrhunderts entwickelnde Sozialstatistik erarbeitete auf Basis serieller Daten – Stichwort: Verdatung – derartige Vorstellungen mit dem Anspruch einer allgemeineren G\u00fcltigkeit. Erfasst wurden nahezu alle Lebensbereiche; eine f\u00fchrende Rolle kam insbesondere der Anthropologie und der Medizin zu. Scheinbar widerspr\u00fcchliche Wahrnehmungen gab es auch hier: Statistische Erhebungen lie\u00dfen als solche klassifizierte „Abweichungen“ von der Norm wie Verbrechen, zwerghaften Wuchs, geistige Behinderung oder Selbstmord zwar als Extremformen erscheinen, wiesen ihnen gleichzeitig – gemessen an der H\u00e4ufigkeit ihres Auftretens – aber auch eine gewisse Regelm\u00e4\u00dfigkeit und damit wiederum „Normalit\u00e4t“ zu. Weiters konstituierte sich das Selbstbild des b\u00fcrgerlichen Menschen im 19. Jahrhundert, wie Peter Becker in seinem Beitrag eindrucksvoll belegt, wesentlich durch die Konstruktion eines anders gearteten „Verbrechermenschen“. Vor dessen Folie erfolgte die Selbstvergewisserung der b\u00fcrgerlichen Gesellschaft; wechselnde Konzepte von Ausschluss und Integration des „Anderen“ begleiteten die entsprechenden Debatten.<\/P>
\n

Das Bestreben nach Standardisierung beschr\u00e4nkt sich nicht nur auf statistische oder technische Normen – letztere thematisiert G\u00fcnter Dinhobl in diesem Heft mit der „neu gelesenen“ Kulturgeschichte der Schraube -, sondern geht hin bis zu normierter Sprachverwendung. Am Beispiel des aktuellen EU-Kontextes legt Heidemarie Markhardt Ziele wie Komplikationen der sprachlichen Normierungs- und Vereinheitlichungsverfahren dar: Das Gew\u00e4hrleisten von Eindeutigkeit in der amtlichen EU-Kommunikation steht – wie die immer wieder aufflammenden Diskussionen und medialen Emp\u00f6rungen zeigen – den Erhaltungsanspr\u00fcchen nationalsprachlicher Varianten als offensichtlichen Tr\u00e4gern von Identit\u00e4ten gegen\u00fcber.<\/P>
\n

Jener Teil des Normen-Spektrums, der auf das Verhalten abzielt, ist dem Bereich der sozialen Normen zuzurechnen. Ihre Bandbreite umfasst m\u00fcndliche Tradition wie verschriftlichtes Recht und erstreckt sich von Formen des zwischenmenschlichen Umgangs – auf Basis von Benimmb\u00fcchern wie dem „Knigge“, von einschl\u00e4giger Sozialisation oder implizitem tacit knowledge – bis hin zur „Genfer Konvention“. Ob eine Unterscheidung zwischen Rechtsnormen und anderen ausgesprochenen und unausgesprochenen sozialen Normen Sinn macht, h\u00e4ngt vom jeweiligen Kontext ab. Konstitutiv ist ihre kollektive Verbindlichkeit und in weiterer Folge ihre Sanktionierbarkeit – wenn auch lange nicht jeder Regelversto\u00df tats\u00e4chlich geahndet wird. Denn die sozialen Normen einer Gesellschaft sind nie vollst\u00e4ndig konsistent, sondern l\u00fcckenhaft und uneindeutig, und die Tatsache, dass „zwischen Regelsystemen und Sanktionen Inkoh\u00e4renzen bestehen“, wird von den Handelnden auch bewusst genutzt.<\/P>
\n

Mehrdimensional sind die normativen Texte selbst wie auch deren Wirkungsgeschichte zu sehen. Die spr\u00f6den und bei erster Lesung nicht immer verst\u00e4ndlichen Gesetze der Fr\u00fchen Neuzeit, die h\u00e4ufig nicht eingehalten wurden und auch nur begrenzt durchsetzbar waren, besa\u00dfen einen doppelten, einen p\u00e4dagogischen Boden: Dem Gesetzgeber ging es dabei, wie Achim Landwehr in seinem Beitrag verdeutlicht, nicht so sehr um Sanktionierung, sondern vor allem darum, die Inhalte der Normen allm\u00e4hlich, d.h. durch stetiges Wiederholen, in die Lebenswelt der Untertanen zu implementieren. Am Beispiel des \u00f6sterreichischen Reichssanit\u00e4tsgesetzes von 1870, das eine sozial-medizinische Versorgung durch Gemeinde\u00e4rzte gew\u00e4hrleisten sollte, zeichnet Margarete Grandner den Versuch der Durchsetzung aus legislativer Sicht nach. Dieser war gekennzeichnet von Kompetenzstreitigkeiten und Interessenskonflikten, die aufgrund der Kostenfrage letztlich ein Scheitern bedingten. Normsetzung ist also nicht gleichbedeutend mit Normdurchsetzung – es handelt sich um zwei verschiedene Prozesse, die beide als eine Machtfrage resultieren. Vor allem, wenn normative Quellen den Ausgangspunkt f\u00fcr Forschungen bilden, wird deren unterschiedliche Reichweite auf verschiedenen hierarchischen Ebenen gerne \u00fcbersehen. Angesprochen ist in den genannten Beitr\u00e4gen auch der Aspekt der Verbreitung und der  – meist nur \u00e4u\u00dferst arbeitsaufw\u00e4ndig erschlie\u00dfbaren – Normgeltung in der Verwaltungspraxis. Hier schlie\u00dft der Beitrag von Anton Tantner zur 1770\/1771 vorgenommenen „Seelenkonskription“ in der Habsburgermonarchie an: Im Kontext der amtlich verf\u00fcgten fl\u00e4chendeckenden Hausnummerierung traten ungeahnte Schwierigkeiten in der Durchf\u00fchrung auf: Das Ph\u00e4nomen beweglicher H\u00e4user war in den obrigkeitlichen Klassifizierungsvorgaben nicht vorgesehen – neue Instruktionen daher vonn\u00f6ten.<\/P>
\n

Normsetzungen und Rechtssysteme sind weiters eng mit einer Politik der Ungleich-Behandlung verbunden. Aus historischer Perspektive ist vor allem an die geschlechtsspezifisch determinierte Vorenthaltung von bestimmten Rechten zu denken sowie an Beschr\u00e4nkungen f\u00fcr bestimmte Gruppen. Auf diese Weise werden Partizipation und Integration auf verschiedenen Ebenen verhindert oder zumindest ma\u00dfgeblich erschwert. Birgitta Bader-Zaar macht in ihrem Forumsbeitrag die Tragweite eines geminderten Rechtsstatus am Beispiel von chinesischen und japanischen Einwanderern im 19. Jahrhundert deutlich. Die vor dem U. S. Supreme Court gef\u00fchrten Gerichtsverfahren dokumentieren die Begrenzungen sozio-kultureller wie \u00f6konomischer Handlungsspielr\u00e4ume f\u00fcr jene, die als „Fremde“ definiert werden. Sichtbar werden aber auch M\u00f6glichkeiten der Umgehung – ein nicht zu untersch\u00e4tzendes Element der Praxis-Seite von Recht und Gesetz. Die Problematik, die sich ergibt, wenn gesellschaftliche Ausschlie\u00dfungstendenzen in Forschungszusammenh\u00e4ngen fortgeschrieben werden und damit den Blick auf Interaktionen verstellen, macht Barbara Staudinger zum Thema.  Methodenkritisch hinterfragt sie dabei normierende Konzepte wie „Randgruppen“, „Paria“ oder „Fremde“, mit denen Juden in Studien zur Fr\u00fchen  Neuzeit vielfach belegt wurden und werden.<\/P>
\n

Gegen vorschnelle gruppenspezifische Zuschreibungen wendet sich auch Barbara Krug-Richter in ihrem Beitrag zu fr\u00fchneuzeitlicher Konfliktkultur im studentischen Milieu in Freiburg im Breisgau. Indem sie Formen, Elemente und ritualisierte Abl\u00e4ufe herausarbeitet, widerlegt sie einerseits tradierte Bilder des ungeregelten, formlosen „Aufeinanderschlagens“. Wie Zeugenaussagen erkennen lassen, wird zwischen „redlichem“ und „schelmischen“ Schlagen – vergleichbar heutigen Kategorien von Fairness – deutlich unterschieden. Andererseits kristallisieren sich neben spezifischen Konfliktfeldern auch gruppen- bzw. milieu\u00fcbergreifende Wahrnehmungs- und Handlungsmuster heraus.<\/P>
\n

Vermittlungsprozesse sozialer Normen und deren Gebrauch in konkreten alltagsweltlichen Kontexten zeigt der Beitrag von Gudrun Hopf, Angelika Klampfl und Margareth Lanzinger. Unterschiedlich stellt sich die Frage nach „Normalit\u00e4t“ in lebensgeschichtlichen Erz\u00e4hlungen von Jugendlichen der 1990er Jahre, in Entm\u00fcndigungsakten und \u00e4rztlichen Gutachten im Kontext geistiger Behinderung an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert sowie in Zusammenhang  von Vereinbarungen f\u00fcr Witwer- bzw. Witwenschaft im 18. Jahrhundert: als Projektion von Normalit\u00e4t, als Konstruktion von Normalit\u00e4t und als implizite, erst durch serielle Quellenauswertungen erkennbare geschlechtsspezifische Normalit\u00e4t.<\/P>
\n

Fazit: Nicht alle, die am sozialen Leben Teil haben, teilen auch „einen einzigen Satz normativer Erwartungen“. Kompromisse zwischen Normen und Praktiken m\u00fcssen daher immer wieder neu hergestellt werden, und zwar nicht nur solche „zwischen subjektiv erw\u00fcnschtem und sozial gefordertem Verhalten“, sondern auch solche zwischen rivalisierenden Normensystemen, die parallel und h\u00e4ufig auf verschiedenen Ebenen existieren. Herrschaftliche und d\u00f6rfliche Normen konnten beispielsweise in Widerstreit geraten oder unterschiedliche Ma\u00dfst\u00e4be setzen.<\/P>
\n

Die Beitr\u00e4ge dieses Heftes machen insgesamt deutlich, dass es nicht um einen Gegensatz zwischen Normen und Praktiken geht, und ebenso wenig um eine Gegen\u00fcberstellung von Akzeptanz und Ablehnung oder von Entsprechung und Widerspruch. Dichotomisierungen dieser Art w\u00e4ren allzu simplifizierend, um gesellschaftliche Zusammenh\u00e4nge erfassen zu k\u00f6nnen. Vielmehr sind wir in der Regel „mit einem komplexen Netzwerk von Akzeptanzen, Missachtungen, Kompromissen, gegenseitigen Beeinflussungen, Korrelationen und Diskussionen konfrontiert. […] Es geht […] um verschiedene Arten, Ebenen und Stufen von Aneignung und Disziplinierung, bestimmt von unterschiedlichen Determinanten und deren ‚Einbettung in spezifische Praktiken, die sie hervorbringen‘.“Zu unterscheiden ist dabei auch, ob Normen in lebensweltnahen Kontexten entstehen oder ob sie von au\u00dfen hineingetragen werden bzw. inwieweit sie in diesem Fall mit dem Selbstverst\u00e4ndnis, mit „internen“ Logiken und Konzepten vereinbar sind.<\/P>
\n

Aus der F\u00fclle m\u00f6glicher und weiterf\u00fchrender Themen sei hier noch auf Fragen der Zirkularit\u00e4t von Rechtsnormen verwiesen, wenn etwa von „unten“ herangetragene Supplikationen wiederum in die obrigkeitliche Gesetzgebung einflie\u00dfen. Auch das sich mit zunehmender zeitlicher Distanz zu ihrer Entstehung ver\u00e4ndernde Verst\u00e4ndnis bestimmter Normen konstituiert ein weiteres wichtiges Themenfeld. Allgemein bietet der Gesamtkomplex von Normierung, von M\u00f6glichkeiten, Grenzen und konkreten Umst\u00e4nden ihrer Umsetzung sowie die Frage, was \u00fcberhaupt als „normal“ wahrgenommen wird, ein vielf\u00e4ltig zu bearbeitendes Feld f\u00fcr k\u00fcnftige Forschungen.
 Interdisziplin\u00e4re Zug\u00e4nge scheinen uns besonders wichtig – es bleibt also trotz vieler bereits erzielter Ergebnisse noch einiges zu tun. Luther hat nur allzu recht mit seiner in einem Brief an den Landgrafen Philipp von Hessen ge\u00e4u\u00dferten Einsch\u00e4tzung: „Es ist fur war gesetz machen ein gros, ferlich, weitleufftig ding.“<\/P>
\n

Margareth Lanzinger und Martin Scheutz<\/P>
\n


Barbara Staudinger
Jews as a „Pariah People“ or „Marginal Group“? Comments on Models for Portraying Christian-Jewish Relations in the Early Modern Period<\/P>
\n

Growing academic interest in historical social norms has broadened the trajectory of historians‘ research to include those persons and groups who were unwilling or unable to comply with the explicit and implicit rules of the societies in which they lived. Societies‘ reactions to these „marginal groups“ were manifested in stereotypes and forms of stigmatization, which served to define both „norms and „deviance“ from those norms. Taking its lead from studies of medieval urban history, current research classifies adiverse array of social groups, outsiders and minorities as a given society’s „marginal groups“ – including Jews who, however, because of their religious and cultural independence, were accorded their own special status. The inclusion of Jews among those groups at the margins of society has become the object of much criticism lately, in part due to recent findings concerning Christian-Jewish coexistence. Earlier attempts to describe the relationship between Jews and non-Jewish society make use of conceptions such as Max Weber’s „pariah people“ or Georg Simmel’s concept of the „strange“, both of which the present study juxtaposes with the idea of marginal groups. This critical comparison of these concepts‘ soundness – set in the context of the early modern period – is meant to support a more differentiated way of viewing the status of Jews in Christian society.<\/P>
\n


Barbara Krug-Richter
Of Daggers, Cloaks and Masculinity. Aspects of the Culture of Conflict Among Students in Early Modern Freiburg im Breisgau<\/P>
\n

This contribution analyses ways in which conflicts were carried out during the 16th and 17th centuries, taking as its example students of the University of Freiburg im Breisgau. The words „daggers, cloaks and masculinity“ in the title make reference to central elements of early modern student culture: the „dagger“ refers to the role played by cutting and thrusting weapons in the academic milieu of the 16th and early 17th centuries, the „cloak“ to sartorial status symbols that took on their own individual – even symbolic – significance parallel to the establishment of the fencing art within the student culture of conflict. Contemporary ideas of „masculinity“, on the other hand, serve as a backdrop against which students‘ conflict behavior can be interpreted in its various contexts. The analysis of how conflicts were carried out and regulated, in particular, shows itself to be a fruitful approach to understanding the complex relationships between norm and practice in early modern society by way of examples. The belief – still commonly held today – that the numerous armed fights between students prior to the advent of the formalized duel were largely devoid of both rules and form, does not hold up under closer examination. While warrior virtues such as the willingness to defend oneself, preparedness for battle, courage and valor were certainly held in high regard by young men in particular, most of the conflicts among students – or between students and journeymen (the classic opposing group) – were by no means free of rules. Contemporary ideas of fairness and honor subjected even the student conflicts to an informal system of – overwhelmingly binding – norms. Although the students‘ culture of conflict was based on generally applicable conceptions of masculinity, it was also tied to youth-culture-specific practices and value systems.<\/P>
\n


Peter Becker
From Demonization to Normalization? Reflections on the Representation of Criminals during the 19th Century<\/P>
\n

Inspired by the writings of Michel Foucault and J\u00fcrgen Link, this chapter explores the criminological discourse of the „long“ 19th century from a new perspective. The changing representations of criminals in the criminological discourse are understood to be part of a wider debate on the problems of integration of subjects into state and society. Strategies of disciplining deviant subjects are based on a continuity between law-abiding citizens and criminals and, at the same time, on a discontinuity on the moral-ethical level of the attitude towards life (Gesinnung). The new discursive formation at the end of the century inverted this configuration. The degenerated criminal was clearly differentiated from the „normal“ citizen – his moral exculpation opened, however, the way for more far reaching, eugenic forms of exclusion. Is thus disciplining and normalization the „lesser“ evil in a society’s confrontation with its others?<\/P>
\n


Margarete Grandner
Health Policy in Austria during the 19th Century<\/P>
\n

Exploring Austrian legislation in the 19th century which aimed at securing medical care for the lower classes of the population this essay attempts to show that the efficiency of legal norms is as precarious in modern times as it was in the early modern era. The first legislative step was the Imperial Sanitation Law of 1870. Besides the organization of public health this code intended to instal communal doctors throughout the realm. Due to financial problems this project foundered. The next step was the introduction of obligatory sickness insurance for workers in 1888. Although this regulation was not a health measure in the first place it eventually replaced the plan of public medical care. As a major but unintended consequence medical doctors were able to improve their social standing by their indispensability within social insurance. This is demonstrated by the introduction of „Physicians‘ Chambers“ in 1892 as an instrument to get doctor’s interests accepted.<\/P><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"Normierte Lebenswelten bietet ein breites Spektrum an verschiedensten Bereichen, in denen Normen und Vorstellungen entstehen.","protected":false},"featured_media":25019,"template":"","meta":{"_acf_changed":false},"product_cat":[126,127,130,120],"product_tag":[],"class_list":{"0":"post-60967","1":"product","2":"type-product","3":"status-publish","4":"has-post-thumbnail","6":"product_cat-geschichte","7":"product_cat-geschichte-geschichte","8":"product_cat-zeitgeschichte-geschichte","9":"product_cat-wiener-zeitschrift-zur-geschichte-der-neuzeit","11":"first","12":"outofstock","13":"taxable","14":"shipping-taxable","15":"purchasable","16":"product-type-simple"},"acf":{"id_intern":"1795","erscheinungsdatum":"2004-03-03","isbn13":"","isbn10":"ERROR","verlag":"Wissenschaft","ist_magazin":"1","reihe":"Wiener Zeitschrift zur Geschichte der Neuzeit","band":"1\/04","untertitel":"Normierte Lebenswelten","autor":[25017,25018],"buchausstattung":null,"seitenanzahl":"168","lieferbarkeit":"kein Nachdruck","schlagworte":"Margareth Lanzinger, Martin Scheutz","imageurl":"https:\/\/www.studienverlag.at\/bookimport\/STV\/Cover\/1795.gif","vorschau_vorhanden":null,"related-posts":null,"als_ebook_verfuegbar":"","ebook_isbn":"","ebook_isbn10":"","innenansichten":[],"umschlag":"","pressestimmen":"","zusatzinfos":null,"zu_loeschen":"","autorenbiographie":"","product_preview_url":null},"yoast_head":"\nWiener Zeitschrift zur Geschichte der Neuzeit 1\/04 - StudienVerlag<\/title>\n<meta name=\"robots\" content=\"index, follow, max-snippet:-1, max-image-preview:large, max-video-preview:-1\" \/>\n<link rel=\"canonical\" href=\"https:\/\/www.studienverlag.at\/produkt\/1795\/wiener-zeitschrift-zur-geschichte-der-neuzeit-1-04\/\" \/>\n<meta property=\"og:locale\" content=\"de_DE\" \/>\n<meta property=\"og:type\" content=\"article\" \/>\n<meta property=\"og:title\" content=\"Wiener Zeitschrift zur Geschichte der Neuzeit 1\/04 - StudienVerlag\" \/>\n<meta property=\"og:description\" content=\"Normierte Lebenswelten bietet ein breites Spektrum an verschiedensten Bereichen, in denen Normen und Vorstellungen entstehen.\" \/>\n<meta property=\"og:url\" content=\"https:\/\/www.studienverlag.at\/produkt\/1795\/wiener-zeitschrift-zur-geschichte-der-neuzeit-1-04\/\" \/>\n<meta property=\"og:site_name\" content=\"StudienVerlag\" \/>\n<meta property=\"article:modified_time\" content=\"2024-11-24T08:05:48+00:00\" \/>\n<meta property=\"og:image\" content=\"https:\/\/www.studienverlag.at\/wp-content\/uploads\/sites\/4\/2018\/08\/1795.gif\" \/>\n\t<meta property=\"og:image:width\" content=\"90\" \/>\n\t<meta property=\"og:image:height\" content=\"135\" \/>\n\t<meta property=\"og:image:type\" content=\"image\/gif\" \/>\n<meta name=\"twitter:card\" content=\"summary_large_image\" \/>\n<meta name=\"twitter:label1\" content=\"Gesch\u00e4tzte Lesezeit\" \/>\n\t<meta name=\"twitter:data1\" content=\"14 Minuten\" \/>\n<script type=\"application\/ld+json\" class=\"yoast-schema-graph\">{\"@context\":\"https:\/\/schema.org\",\"@graph\":[{\"@type\":\"WebPage\",\"@id\":\"https:\/\/www.studienverlag.at\/produkt\/1795\/wiener-zeitschrift-zur-geschichte-der-neuzeit-1-04\/\",\"url\":\"https:\/\/www.studienverlag.at\/produkt\/1795\/wiener-zeitschrift-zur-geschichte-der-neuzeit-1-04\/\",\"name\":\"Wiener Zeitschrift zur Geschichte der Neuzeit 1\/04 - StudienVerlag\",\"isPartOf\":{\"@id\":\"https:\/\/www.studienverlag.at\/#website\"},\"primaryImageOfPage\":{\"@id\":\"https:\/\/www.studienverlag.at\/produkt\/1795\/wiener-zeitschrift-zur-geschichte-der-neuzeit-1-04\/#primaryimage\"},\"image\":{\"@id\":\"https:\/\/www.studienverlag.at\/produkt\/1795\/wiener-zeitschrift-zur-geschichte-der-neuzeit-1-04\/#primaryimage\"},\"thumbnailUrl\":\"https:\/\/www.studienverlag.at\/wp-content\/uploads\/sites\/4\/2018\/08\/1795.gif\",\"datePublished\":\"2020-04-06T04:02:36+00:00\",\"dateModified\":\"2024-11-24T08:05:48+00:00\",\"breadcrumb\":{\"@id\":\"https:\/\/www.studienverlag.at\/produkt\/1795\/wiener-zeitschrift-zur-geschichte-der-neuzeit-1-04\/#breadcrumb\"},\"inLanguage\":\"de\",\"potentialAction\":[{\"@type\":\"ReadAction\",\"target\":[\"https:\/\/www.studienverlag.at\/produkt\/1795\/wiener-zeitschrift-zur-geschichte-der-neuzeit-1-04\/\"]}]},{\"@type\":\"ImageObject\",\"inLanguage\":\"de\",\"@id\":\"https:\/\/www.studienverlag.at\/produkt\/1795\/wiener-zeitschrift-zur-geschichte-der-neuzeit-1-04\/#primaryimage\",\"url\":\"https:\/\/www.studienverlag.at\/wp-content\/uploads\/sites\/4\/2018\/08\/1795.gif\",\"contentUrl\":\"https:\/\/www.studienverlag.at\/wp-content\/uploads\/sites\/4\/2018\/08\/1795.gif\",\"width\":90,\"height\":135},{\"@type\":\"BreadcrumbList\",\"@id\":\"https:\/\/www.studienverlag.at\/produkt\/1795\/wiener-zeitschrift-zur-geschichte-der-neuzeit-1-04\/#breadcrumb\",\"itemListElement\":[{\"@type\":\"ListItem\",\"position\":1,\"name\":\"Startseite\",\"item\":\"https:\/\/www.studienverlag.at\/\"},{\"@type\":\"ListItem\",\"position\":2,\"name\":\"Wiener Zeitschrift zur Geschichte der Neuzeit 1\/04\"}]},{\"@type\":\"WebSite\",\"@id\":\"https:\/\/www.studienverlag.at\/#website\",\"url\":\"https:\/\/www.studienverlag.at\/\",\"name\":\"StudienVerlag\",\"description\":\"Eine weitere Haymon Verlag Website\",\"potentialAction\":[{\"@type\":\"SearchAction\",\"target\":{\"@type\":\"EntryPoint\",\"urlTemplate\":\"https:\/\/www.studienverlag.at\/?s={search_term_string}\"},\"query-input\":{\"@type\":\"PropertyValueSpecification\",\"valueRequired\":true,\"valueName\":\"search_term_string\"}}],\"inLanguage\":\"de\"}]}<\/script>\n<!-- \/ Yoast SEO plugin. -->","yoast_head_json":{"title":"Wiener Zeitschrift zur Geschichte der Neuzeit 1\/04 - StudienVerlag","robots":{"index":"index","follow":"follow","max-snippet":"max-snippet:-1","max-image-preview":"max-image-preview:large","max-video-preview":"max-video-preview:-1"},"canonical":"https:\/\/www.studienverlag.at\/produkt\/1795\/wiener-zeitschrift-zur-geschichte-der-neuzeit-1-04\/","og_locale":"de_DE","og_type":"article","og_title":"Wiener Zeitschrift zur Geschichte der Neuzeit 1\/04 - StudienVerlag","og_description":"Normierte Lebenswelten bietet ein breites Spektrum an verschiedensten Bereichen, in denen Normen und Vorstellungen entstehen.","og_url":"https:\/\/www.studienverlag.at\/produkt\/1795\/wiener-zeitschrift-zur-geschichte-der-neuzeit-1-04\/","og_site_name":"StudienVerlag","article_modified_time":"2024-11-24T08:05:48+00:00","og_image":[{"width":90,"height":135,"url":"https:\/\/www.studienverlag.at\/wp-content\/uploads\/sites\/4\/2018\/08\/1795.gif","type":"image\/gif"}],"twitter_card":"summary_large_image","twitter_misc":{"Gesch\u00e4tzte Lesezeit":"14 Minuten"},"schema":{"@context":"https:\/\/schema.org","@graph":[{"@type":"WebPage","@id":"https:\/\/www.studienverlag.at\/produkt\/1795\/wiener-zeitschrift-zur-geschichte-der-neuzeit-1-04\/","url":"https:\/\/www.studienverlag.at\/produkt\/1795\/wiener-zeitschrift-zur-geschichte-der-neuzeit-1-04\/","name":"Wiener Zeitschrift zur Geschichte der Neuzeit 1\/04 - StudienVerlag","isPartOf":{"@id":"https:\/\/www.studienverlag.at\/#website"},"primaryImageOfPage":{"@id":"https:\/\/www.studienverlag.at\/produkt\/1795\/wiener-zeitschrift-zur-geschichte-der-neuzeit-1-04\/#primaryimage"},"image":{"@id":"https:\/\/www.studienverlag.at\/produkt\/1795\/wiener-zeitschrift-zur-geschichte-der-neuzeit-1-04\/#primaryimage"},"thumbnailUrl":"https:\/\/www.studienverlag.at\/wp-content\/uploads\/sites\/4\/2018\/08\/1795.gif","datePublished":"2020-04-06T04:02:36+00:00","dateModified":"2024-11-24T08:05:48+00:00","breadcrumb":{"@id":"https:\/\/www.studienverlag.at\/produkt\/1795\/wiener-zeitschrift-zur-geschichte-der-neuzeit-1-04\/#breadcrumb"},"inLanguage":"de","potentialAction":[{"@type":"ReadAction","target":["https:\/\/www.studienverlag.at\/produkt\/1795\/wiener-zeitschrift-zur-geschichte-der-neuzeit-1-04\/"]}]},{"@type":"ImageObject","inLanguage":"de","@id":"https:\/\/www.studienverlag.at\/produkt\/1795\/wiener-zeitschrift-zur-geschichte-der-neuzeit-1-04\/#primaryimage","url":"https:\/\/www.studienverlag.at\/wp-content\/uploads\/sites\/4\/2018\/08\/1795.gif","contentUrl":"https:\/\/www.studienverlag.at\/wp-content\/uploads\/sites\/4\/2018\/08\/1795.gif","width":90,"height":135},{"@type":"BreadcrumbList","@id":"https:\/\/www.studienverlag.at\/produkt\/1795\/wiener-zeitschrift-zur-geschichte-der-neuzeit-1-04\/#breadcrumb","itemListElement":[{"@type":"ListItem","position":1,"name":"Startseite","item":"https:\/\/www.studienverlag.at\/"},{"@type":"ListItem","position":2,"name":"Wiener Zeitschrift zur Geschichte der Neuzeit 1\/04"}]},{"@type":"WebSite","@id":"https:\/\/www.studienverlag.at\/#website","url":"https:\/\/www.studienverlag.at\/","name":"StudienVerlag","description":"Eine weitere Haymon Verlag Website","potentialAction":[{"@type":"SearchAction","target":{"@type":"EntryPoint","urlTemplate":"https:\/\/www.studienverlag.at\/?s={search_term_string}"},"query-input":{"@type":"PropertyValueSpecification","valueRequired":true,"valueName":"search_term_string"}}],"inLanguage":"de"}]}},"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/www.studienverlag.at\/wp-json\/wp\/v2\/product\/60967","targetHints":{"allow":["GET"]}}],"collection":[{"href":"https:\/\/www.studienverlag.at\/wp-json\/wp\/v2\/product"}],"about":[{"href":"https:\/\/www.studienverlag.at\/wp-json\/wp\/v2\/types\/product"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.studienverlag.at\/wp-json\/wp\/v2\/media\/25019"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/www.studienverlag.at\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=60967"}],"wp:term":[{"taxonomy":"product_cat","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.studienverlag.at\/wp-json\/wp\/v2\/product_cat?post=60967"},{"taxonomy":"product_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.studienverlag.at\/wp-json\/wp\/v2\/product_tag?post=60967"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}