Die im ausgehenden 19. Jahrhundert einsetzende Modernisierung der Alpen verlief als ein ambivalenter Transformationsprozess. Der Ausbau von Infrastrukturen band alpine Ressourcen nicht nur in weitreichende Wertschöpfungsketten und Absatzgebiete ein, sondern entzog auch Existenzgrundlagen und verdrängte vormoderne Produktionsweisen. Dieses Heft geht der Frage nach, wie die Modernisierung der Alpen mit einem Ausgreifen und einer Umorientierung von Infrastrukturen einherging, mit denen naturale Ressourcen neu entdeckt, abgetragen, sowie kapitalisiert wurden.
Das Heft vereint fünf Beiträge zur modernen Ressourcengeschichte der Alpen aus den Regionen von vier Alpenländern. Sie verweisen jeweils auf eine naturale Ressource, deren Abbau, Gewinnung oder auch Schutz den Übergang des Einzugsgebiets ins industrielle Zeitalter begleiteten und vorantrieben. Die Geschichte des Alpenbogens gewinnt dadurch an fünf regionalen Fallstudien, die den ambivalenten Entwicklungsprozess der Modernisierung offenlegen, der neben finanziellem Profit und infrastrukturellem Ausbau immer wieder auch mit kulturellen und ökologischen Verlusten sowie mit sozialem Scheitern einherging.
Inhalt:
Sebastian De Pretto/Alice Riegler
Editorial / Editoriale
Patrick Kupper
Von Bergwerken und Eisenbahnen. Der Bergbau Rabenstein (Sarntal) im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts
Michael Flütsch
Lokales Nutzungssystem versus Wälder „im Dienste der Heimat“. Das Muot-Projekt bei Bergün 1900–1939
Sara Šifrar Krajnik
„Every Cubic Metre of This Water Will Turn to Gold“: Public Debates on the Construction of the First Regional Hydroelectric Power Plant in Carniola, Slovenia (1909–1919)
Aldo Castellano/Luca Mocarelli
L’industria idroelettrica nelle Alpi occidentali italiane: un’opportunità o una presenza scomoda? Il caso valtellinese tra fine Ottocento e inizio Novecento
Stefano Morosini
„Mia nonna indovinò in fretta i mutamenti radicali che si affacciavano“. L’infrastrutturazione idroelettrica dell’Alta Valtellina in una prospettiva storico-ambientale (1906–1968)
Aufsätze / Contributi
Andrea Pojer
„…proseguendo oltre, dove i buoi non arrivano a pascolare“. La rappresentazione
dell’ambiente montano a partire dai confini nelle Dolomiti (sec. XVI e XVII)
Forum
Laura Guidi/Roberta Biasillo/Alexandra D’Angelo/Elisabetta Novello/Marco Armiero
La tragedia del Vajont. Ecologia politica di un disastro. Quattro letture con
una sintesi dell’autore
Rezensionen / Recensioni
Eva Marie Lehner, Taufe – Ehe – Tod. Praktiken des Verzeichnens in frühneuzeitlichen Kirchenbüchern. 185 (Elias Knapp)
David Fliri (Hg.), Albert Jäger (1801–1891). „Erinnerungen aus meinem Leben“. Ein österreichischer Historiker als Chronist seiner selbst. (Christof Aichner)
Annemarie Steidl, On Many Routes. Internal, European, and Transatlantic Migration in the Late Habsburg Empire . (Francesca Brunet)
Lutz Klinkhammer/Alessandro Portelli, La fiera delle falsità. Via Rasella, le Fosse Ardeatine, la distorsione della memoria. (Lorenzo Vianini)
Ingrid Böhler/Karin Harrasser/Dirk Rupnow/Monika Sommer/Hilde Strobl (Hg.), Ver/störende Orte. Zum Umgang mit NS-kontaminierten Gebäuden. (Markus Wurzer)