Zeitgeschichte hautnah: der vierte Band der Edition von Adolf Schärfs Tagebuchnotizen.
Der vierte Band der Edition von Adolf Schärfs stenografischen Tagesnotizen umfasst das Jahr 1954, das von permanenten Parteienverhandlungen zu Wirtschaftsfragen dominiert wird. Zur Debatte standen das deutsche Eigentum, das jüdische Eigentum, Verstaatlichungsangelegenheiten und eine Unzahl von Wirtschaftsgesetzen wie etwa das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz, Steuergesetze, Arbeitszeitgesetz, Preisregelungs- und Lebensmittelbewirtschaftungsgesetz, Devisenbewirtschaftungsgesetz, Außenhandelsverkehrsgesetz, Wohnungsanforderungsgesetz, der Bau der Autobahn und des Kraftwerkes Ybbs-Persenbeug. Die zukünftige Rolle der verstaatlichten Industrie wird immer wieder thematisiert und führt zu Spannungen und zur Verschlechterung des Koalitionsklimas zwischen der SPÖ und der ÖVP. Nach dem Scheitern der Berliner Außenminister-Konferenz Anfang 1954 zieht sich die Thematik rund um die Staatsvertragsverhandlungen durch die Aufzeichnungen. Die Besetzungen aller Spitzenfunktionen in der Verwaltung und den öffentlichen Unternehmungen geben einen tiefen Einblick in die Praktiken des sogenannten Parteienproporzes. Das politische Handeln des Vizekanzlers, aber auch seines gesamten politischen Umfeldes, sowie seine Einschätzungen und Reflexionen werden durch die Unmittelbarkeit der Quelle besonders sichtbar und nachvollziehbar. Zu allen Themenfeldern finden sich Angaben zu weiteren wichtigen Quellen im Anmerkungsapparat.