Perspektivenwechsel – das bedeutet einerseits, neue Themenfelder zu erschließen, und andererseits ein revisiting jener Gewissheiten vorzunehmen, die der kanonisierten Forschung eingeschrieben sind. Impulsgebend für den vorliegenden Band ist die Erkenntnis, dass das historische Erstarken autoritärer Tendenzen in sozialen und politischen Krisen nur durch die Berücksichtigung von „Geschlecht“ als Analysekategorie zu verstehen ist. Die Autor*innen präsentieren das mittlerweile breite Spektrum an Forschungsprojekten, das den Austrofaschismus als autoritäres Herrschaftssystem im Rahmen frauen- und geschlechterhistorischer Herangehensweisen analysiert.
Die in diesem Heft versammelten Beiträge werfen die Frage auf, inwiefern patriarchale Strukturen und eine hierarchische Ordnung der Geschlechter einen zentralen Bestandteil autoritärer Herrschaftsformen darstellen, thematisieren die Organisation weiblich konnotierter (Lohn-)Arbeit in der Krise, befassen sich mit Geschlechterverhältnissen im Widerstand und untersuchen Rollenzuschreibungen in faschistischen Gesellschaften. In einer Erweiterung des geographischen Untersuchungsraumes setzen sich die Autor*innen zudem mit dem umkämpften Spanien im Bürger*innenkrieg auseinander und machen deutlich, dass die (historische) Frauen- und Geschlechterforschung auch das Feld der transnationalen Faschismusforschung um eine unerlässliche Perspektive erweitert.