Die großen Erzählungen zum Ersten Weltkrieg sind geschrieben – doch war das alles?
Dieser Band präsentiert die neuesten Erkenntnisse der internationalen Forschung zu bislang kaum beachteten, für das Verständnis der Nachwirkungen dieses Konfliktes aber zentralen Aspekten.
Die Erforschung des Ersten Weltkrieges erfährt einhundert Jahre nach dessen Ausbruch auf der ganzen Welt großes öffentliches Interesse – was umgekehrt zu einer enormen Zunahme der Forschungstätigkeit zum kriegerischen Auftakt des „kurzen 20. Jahrhunderts“ führt. Während die großen Erzählungen des Ersten Weltkrieges breit rezipiert werden, fehlt oft der publizistische Raum für intensiv recherchierte Detailstudien, die für ein besseres Verständnis unverzichtbar sind und mitunter eine teilweise Neuinterpretation dieses Krieges ermöglichen würden. Dieses Buch versteht sich als eine Plattform für die Zusammenschau neuer Perspektiven, mit denen internationale Spezialistinnen und Spezialisten Ursachen, Phänomene und Folgen des fünfjährigen Konfliktes analysieren. Zusammengestellt wurden diese unter besonderer Berücksichtigung einerseits der globalen Bedeutung des Krieges und andererseits seiner lokalen Auswirkungen: Dem anonymen Massensterben des „totalen“ Krieges werden konkrete regionale, geschlechts- oder standesspezifische Erfahrungshorizonte gegenübergestellt, der allumfassenden Kriegswirtschaft ihre lokale Ausformungen, der gleichgeschalteten Kriegspropaganda der einzelne Künstler oder dem Heldenmythos das Individuum. Erst durch die detaillierte Beschäftigung mit den Ereignissen von vor 100 Jahren können die großen Zusammenhänge des Konfliktes, vor allem aber auch die Langzeitwirkungen des Ersten Weltkrieges für die Gegenwart aufgezeigt und bewertet werden.