Die Forschung zur Geschichte der Revolution von 1918/19 in Österreich muss sich neuen Perspektiven stellen. Die Zentralität der Ereignisse, die üblicherweise unter dem Begriff der ‚Revolution‘ zusammengefasst werden, erscheint mehr und mehr in Frage gestellt, vor allem durch die Erweiterung der Perspektive über den nationalgeschichtlichen Rahmen hinaus. Während die Deutung der Ereignisse als ‚Revolution‘ eine primär nationalgeschichtliche Sichtweise zur Voraussetzung hat, lässt der europäische, transnationale oder gar globale Blick die ‚Revolutionen‘ in Österreich, Ungarn und Deutschland zu besonders schweren Anpassungskrisen der Verliererstaaten des Krieges gerinnen, zu Sonderfällen in einer ‚langen‘ Nachkriegs(krisen)zeit (1916/23). Welche Perspektiven kann es für eine erneuerte Forschung zur Situation Österreichs 1918/19 geben? Diese Frage stand im Mittelpunkt eines Symposiums, das vom Institut für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte an der Johannes Kepler Universität Linz am 4. Juni 2014 veranstaltet wurde. Die dort gehaltenen Vorträge erscheinen nun, als Aufsätze überarbeitet, in diesem Heft.
AUS DEM INHALT:
Oliver Rathkolb: Laudatio auf Rudolf G. Ardelt
Birgit Kirchmayr/Marcus Gräser: Editorial: Die ‚Österreichische Revolution‘ 1918/19. Zur Problematik einer alten Meistererzählung der Zeitgeschichte in Österreich
Gerhard Botz: Die ‚Österreichische Revolution‘ 1918/19. Zu Kontexten und Problematik einer alten Meistererzählung der Zeitgeschichte in Österreich.
Hanns Haas: Ein verfehlter Start? Die Anfänge Österreichs 1918 bis 1920.
Verena Moritz: Transnationale Politik im nationalen Raum. Die Kommunistische Internationale in Österreich 1918/19 bis 1924/25.
Florian Wenninger: Von „Monarchenfressern“ und „Habsburg-Agenten“. Der 12. November als politischer Erinnerungsort der Zweiten Republik.