1989: Die Jahreszahl steht für Zäsuren in der internationalen Architektur. In Österreich zelebrierten politische und wirtschaftliche Eliten die Rückkehr in die politische Mitte Europas. Das Ende der Randlage am Eisernen Vorhang bedeutete aber auch, dass Kriminalität und vor allem Migrationsbewegungen zunahmen – eine Form des Austauschs, gegen den populistisch mobilisiert wurde. Der Assistenzeinsatz des österreichischen Bundesheeres betrieb eine Abschottung, die der positiv aufgeladenen Vorstellung einer neuen wirtschaftlichen und kulturellen Freizügigkeit entgegenstand. Die österreichische Kulturaußenpolitik und österreichische Unternehmen wollten hingegen diese Chancen nützen und der Konkurrenz zuvorkommen. Der „Osteuphorie“ wirkten allerdings bald die Bemühungen um einen Beitritt zur Europäischen Union entgegen. Die „Ostöffnung“ durfte die Zugehörigkeit zum europäischen „Westen“ nicht in Frage stellen.
Aus dem Inhalt:
Michael Gehler: Editorial
Andreas Pudlat: Grenze(n) im Wandel. Zum Grenzschutz und Grenzbewusstsein seit 1945
Oliver Kühschelm: „Goldener Osten“. Die Ostöffnung in österreichischen Wirtschaftsmagazinen 1988–1992
Andrea Brait: Kultur als Grenzöffner? Motive und Schwerpunkte der österreichischen Kulturaußenpolitik im Verhältnis zu den östlichen Nachbarstaaten in den Jahren 1989–1991