Geld und Märkte sind täglich Fokus und Vehikel massenmedial gesteigerter Beunruhigung. Der Band versammelt wirtschafts-, politik-, geschichtswissenschaftliche und ethnologische Perspektiven. Angehörige aller Klassen gehen mit Geld um, meist in einem Geflecht von Markt und Staat. Die Kompetenz des Reichspfennigmeisters Zacharias Geizkofler war es, Geld für die Kriegsführung der Habsburger zu beschaffen. Gesten und Inszenierungen von und mit Geld halten in der südasiatischen Diaspora das soziale Band über weite Entfernungen aufrecht. Zu unfasslich hohen Beträgen gesteigert, bildet Geld den Kern der folgenreichen Metapher des Too-big-to-fail – in der globalen Finanzkrise des Jahres 2008 wie auch schon 1931, als man meinte, den Zusammenbruch einer Großbank – der Creditanstalt – mit allen Mitteln abwehren zu müssen. Die sozialen Kosten trugen damals wie heute die Nicht-Privilegierten, insbesondere Frauen, wie der Vergleich der Finanzkrisen von 1931 und 2008 zeigt.
Aus dem Inhalt:
Thomas S. Umlauft: Regulators‘ Irrational Rationality and Bankers‘ Rational Irrationality. Too Big to Fail, Self-Regulation, Moral Hazard and the Global Financial Crisis 2007-2009
Veronika Duma/Katharina Hajek: Haushaltspolitiken. Feministische Perspektiven auf die Weltwirtschaftskrisen von 1929 und 2008
Silke Meyer: Money Matters. Wirtschaftspraktiken als kulturelle Identitätsstiftung
Bernhard Fuchs: Das Kreisen des Geldes. Gesten des Gebens in medialen Repräsentationen
Peter Melichar: Ein Advokat als Vermittler zwischen Staat und Markt. Otto Ender, ein Fall für die Wirtschaftsgeschichte?
Peter Rauscher/Andrea Serles: Die Wiener Niederleger um 1700. Eine kaufmännische Elite zwischen Handel, Staatsfinanzen und Gewerbe
Erich Landsteiner: Reichspfennigmeister Zacharias Geizkofler gründet eine Bank. Geldwesen und Kriegsfinanzierung im Habsburgerreich am Ende des 16. Jahrhunderts