Die Genres des Kinos – Dokumentarfilm, Spielfilm und hybride Formen – beanspruchen auf ihre Weise die Wahrheit ihrer Geschichte(n). Sie erfinden neue visuelle Codes, um die Kino-Welt in Gang zu halten, verändern damit aber auch die Wahrnehmungen, Hoffnungen, Ängste und Illusionen der Menschen im Alltagsleben. Mit ihren Mitteln, Reales in fiktive Abläufe und Fiktives in die reale Welt zu integrieren, schreiben sie sich nun schon seit rund hundert Jahren – wohl stärker als literarische und wissenschaftliche Genres – in die Erfahrungen und (visuellen) Gedächtnisse ein: Sie erzeugen die historische Wahrheit des Films … Cinema’s Truth. – Mit Beiträgen von Georg Schmid, Aylin Basaran, Julia Barbara Köhne, Matthias Wittmann und Stefan Benz.
Was aber bedeutet Erfahrung – gleich ob die eines Films, eines Fotos oder irgendeiner „realen“ Begebenheit? Im Anhang zu diesem Themenband erscheint erstmals eine deutsche Übersetzung von Joan Wallach Scotts berühmt gewordenem Aufsatz „Die Evidenz der Erfahrung“.
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Inhaltsverzeichnis:
Georg Schmid: Observation und Objektivität. Was kann an einem Fiktionsfilm „faktisch“ sein?
Aylin Basaran: Evidenzen der (Un-)Ordnung. Mediale Praktiken subversiver Erkenntnis in: Millennium-Trilogie (2009–2010)
Julia Barbara Köhne: Wissenschaft und Fiktion. Reproduktionsmedizin, menschliches Klonen und Ethik im Science-Fiction-Film The Boys from Brazil (1978)
Matthias Wittmann: Mnemozid auf Shutter Island (2010). Scorseses Traumatologie des 20. Jahrhunderts
Stefan Benz: Die Befreiung von Auschwitz. Wahrheitskonstruktion im Unterrichtsfilm
Joan Wallach Scott: Die Evidenz der Erfahrung