Der Ungarnaufstand des Jahres 1956 markiert mittlerweile vielfach den frühen Beginn des Zerfalls des Ostblocks. Dabei wird das Ereignis in der historischen Analyse oft verklärt, das Verhalten des (westlichen) Auslands mitunter auch unreflektiert kritisiert. Ziel der Kritik ist meist auch die UNO, der nicht nur von den Ungarn Versagen vorgeworfen wird. Hierbei bleiben aber die tatsächlichen Möglichkeiten der Kritisierten im Dunkeln, althergebrachte politisch motivierte Thesen werden nicht weiter hinterfragt.
Georg Kastner wählt in „Ungarn 1956 vor der UNO“ eine andere Herangehensweise als die bislang zum Thema Ungarn 1956 verfassten Studien. Die Entwicklung und ihre Vorgeschichte werden im ersten Teil unter Analyse von Berichten der DDR-Botschaft in Budapest, der CIA und der UNO rekonstruiert; es wird dargestellt, wer wann über welchen Informationsstand verfügte. Im zweiten Teil steht die Debatte in den UN-Gremien im Mittelpunkt, wobei sich zeigt, dass die Vereinten Nationen bei weitem nicht so untätig waren, wie ihnen vielfach unterstellt wurde und wird.
Der Autor:
Dr. habil. Georg Kastner, Studium an der Universität Wien, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Karl von Vogelsang-Institut (2000-2002), seit 2003 Assistent am Institut für Osteuropäische Geschichte an der Universität Wien und seit 2007 Dozent an der Fakultät für Mitteleuropäische Studien der Andrássy Universität Budapest.