Michael Gehler zeichnet eine komplexe und wechselvolle Geschichte nach, beginnend mit einem Österreich, welches nur über geringen außenpolitischen Handlungsspielraum in den 1920er Jahren verfügt und in den 1930er Jahren international auf verlorenem Posten steht.
Nach dem Zweiten Weltkrieg geht es um Balanceakte zwischen Westorientierung und Neutralität, d.h. der Teilnahme am Marshall-Plan, der Gründungsmitgliedschaft in der OEEC 1948, der Aufnahme in den Europarat 1956 sowie – mangels besserer Alternativen – in die EFTA 1960.
Auf das Scheitern der Assoziierungsverhandlungen folgt die vorläufige Lösung der Freihandelsabkommen mit den Europäischen Gemeinschaften 1972. Die Integrationspolitik „in Wartestellung“ unter der SPÖ-Alleinregierung Bruno Kreisky 1972–1983 wird abgelöst von zaghaften Neuansätzen zur Annäherung in der kurzen Kleinen Koalition SPÖ-FPÖ 1983–1986, ehe im Rahmen der nachfolgenden Großen Koalition SPÖ-ÖVP (Vranitzky-Mock) der „Weg nach Brüssel“ beschritten wird, was nach zahlreichen Verhandlungen 1995 im EU-Beitritt gipfelt.
Das letzte Kapitel behandelt Österreich als Mitglied der Europäischen Union mit all seinen Höhe- und Tiefpunkten – von den Ratspräsidentschaften 1998 und 2006 sowie den Sanktionsmaßnahmen 2000 bis hin zum Verfassungsprozess und den jüngsten Krisen der EU, die auch Auswirkungen auf Österreich haben. Zudem wird auf die Frage eingegangen, wie „Europa“ ein Leitbild österreichischer Politik, aber auch das Thema EU zu einem Streitobjekt der Innenpolitik werden konnte.
Eine Bilanz, Chronologie, Dokumente, Glossar, Literatur- und Linkverzeichnis sowie Register runden das Buch ab.