Ungeachtet des visual turn in der Geschichtswissenschaft und der steigenden Zahl von fachwissenschaftlichen Publikationen zur Bedeutung von Bildern als Quellen bietet der Umgang mit Fotos in den Medien nach wie vor Grund zur Diskussion. Dies gilt gerade auch für Fotos zum Nationalsozialismus. In Fernsehdokumentationen, Filmen und der Presse, aber auch in anderen „Massenmedien“ wie Lehrbüchern und Unterrichtsmaterialien taucht immer wieder ein Kanon von Bildern auf, die im Auftrag des NS-Regimes gemacht wurden, ohne dass dieser propagandistische Kontext explizit dokumentiert und kritisch hinterfragt wird. Zugespitzt kann man konstatieren: Je mehr ein Foto zur „Ikone“ wird, desto stärker ist die Versuchung es zu enthistorisieren.
Das Anliegen dieser Publikation ist es, die Bedeutung solcher Fotos im historisch-kulturwissenschaftlichen Kontext aus unterschiedlichen Perspektiven zu analysieren. Die steigende Bedeutung von Fotos und bewegten Bildern als Informationsträger im Zuge der aktuellen Entwicklungen auf dem Sektor der Informations- und Kommunikationstechnologien verleiht diesem Anliegen seine gesellschaftliche Relevanz.
Die HerausgeberInnen:
Werner Dreier, Historiker und Lehrer, lebt in Bregenz und leitet gemeinsam mit Peter Niedermair die Projektinitiative des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur „Nationalsozialismus und Holocaust. Gedächtnis und Erinnerung“ (www.erinnern.at).
Eduard Fuchs, Diplom- und Doktoratsstudium der Geschichte an der Universität Wien. Seit 1998 ist er Mitarbeiter im Verein für Geschichte und Sozialkunde und ab 2003 am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien tätig mit Arbeitsschwerpunkt redaktionelle und administrative Betreuung der Zeitschrift „Historische Sozialkunde“ sowie diverser historisch-kulturwissenschaftlicher Buchreihen.
Verena Radkau, Studium der Geschichte und Germanistik an der Universität Hamburg. MA in Lateinamerikastudien an der Universidad Nacional Autónoma de México. Erstes und Zweites Staatsexamen in Geschichte und Germanistik in Hamburg und Braunschweig. Seit 1995 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung.
Hans Utz, Dozent für Geschichtsdidaktik an der Pädagogischen Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz, Basel, und Lehrer für Geschichte und Latein am Gymnasium Oberwil, Basel-Landschaft.