Kinderarbeit war im Tirol des 19. Jahrhunderts weit verbreitet – vor allem im landwirtschaftlichen und häuslichen Bereich wurden Kinder zu vielfältigen Arbeiten vom Wassertragen bis zum Viehhüten herangezogen. Aber auch in der Industrie, etwa in der Zündhölzchen- oder Ziegelherstellung, waren Kinder beschäftigt. Die kindliche Arbeitskraft galt als eine Art „Kapital des armen Mannes“ und war für viele Familien existenziell notwendig.
Erst durch die Schulgesetzgebung bzw. das Zugeständnis einer „Schonzeit“ für Bildung wurde Kinderarbeit erstmals indirekt eingeschränkt. Dennoch blieb sie v.a. im landwirtschaftlichen und häuslichen Bereich bis weit ins 20. Jahrhundert hinein selbstverständlich.
Julia Kaser gibt in diesem Buch erstmals einen umfassenden Überblick über das Thema Kindheit und Arbeit innerhalb der historischen Region Tirol im 19. Jahrhundert. Aus verschiedenen Perspektiven und im Kontext der damaligen wirtschaftlichen und sozialen Situation beleuchtet sie die mannigfaltigen Formen der Kinderarbeit und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen.
Julia Kaser:
Studium der Geschichte an der Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck. Seit September 2007 Mitarbeiterin der Freien Universität Bozen.