Josef Beikircher kann als eine richtungsweisende Persönlichkeit im Südtirol des ausgehenden 19. Jahrhunderts bezeichnet werden. Als Sohn eines einfachen Störwebers erkennt er sehr früh, daß die Zukunft nur in der industriellen Stoff-Fertigung liegen kann. Obwohl sich Zeit und Umfeld industriefeindlich zeigen, steigt Josef Beikircher bereits 1882 in den Kreis der k.u.k. Hoflieferanten auf, verliert seine Lodenfabrik aber nach harten Jahren an seinen Wiener Teilhaber.
Andere Herausforderungen folgen, denn auch auf den Gebieten Wasserkraft und Technik gilt Josef Beikircher als Pionier: Schon 1893 erzeugt er in seinem Kleinkraftwerk erstmals im Dorf Mühlen elektrischen Strom. Ab 1888 betreibt er den Bau der Taufererbahn und 1904 wird er zum ersten Autobesitzer des Pustertales. Seine liberale Gesinnung bereitet ihm zeitlebens Probleme mit der Kirche und lokalen Politikgrößen; dennoch setzt er sich auch tatkräftig für die Bildung ein, etwa als Präsident des Baukomitees der neuen Tauferer Volksschule.
Der reich bebilderte Band zeichnet die Lebensgeschichte Josef Beikirchers fundiert nach; es entsteht das bemerkenswerte Portrait einer von Umwälzungen geprägten Zeit, in der die Pionierleistungen des Alttiroler Unternehmers einen hohen Stellenwert einnehmen.
Der Autor:
Ivo Ingram Beikircher (geb. 1937 in Bruneck/Südtirol); Studium an der Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien; Opernsänger, Gründer der ersten und italienweit einzigen Liedklasse am Bozner Konservatorium, Festival-Leiter, Publizist, Drehbuchautor, Regisseur und Schriftsteller.