„Weißt Du, was eine Transplantation ist?“
So eröffnet der Kulturwissenschaftler Bernhard Kathan seinen Reigen, der mittels 400 aufgearbeiteter Texte in die verschiedensten Bereiche der Literatur entführt: von Märchen und Schauergeschichten über den phantastischen Roman eines Edgar Allen Poe bis hin zu den Werken eines Robert Musil oder H. C. Artmann. Kathan hält fest: Nase, Niere, Gehirn und Kopf – in Erzählung oder Traumfragment ist alles verpflanzbar.
Besonders das „Eigene“ und das „Fremde“ stehen im Mittelpunkt der Darstellung. Die Entwicklung des modernen Organ- und Körperverständnisses im Laufe der Jahrhunderte wird deutlich. Die Vorstellung, dass sich der Spender durch sein Organ dem Empfänger mitteilt – dass also die Hand eines Mörders zum Mörder mache, jene eines Diebes zu einem Dieb –, diese Vorstellung ist heute genauso verschwunden, wie jene vom Toten, der zurückkehrt, um sich das geraubte Organ zu holen.
Beispiele aus der Darstellenden Kunst dokumentieren das Thema auf bildhafte Art und Weise. Der medizinhistorische Konnex durchzieht das gesamte Buch wie eine Lebensader.
Der Autor
Bernhard Kathan, geboren 1953 in Vorarlberg, seit Jahren durch Projekte und Ausstellungen im öffentlichen Raum vertreten, lebt und arbeitet in Innsbruck.