Die geradezu unbeschreibliche Erfahrung dieser Landschaft, die Herbert Tichy wie ein Gebet empfand, ist das eigentliche Ziel vieler Reisenden, die in den Himalaya aufbrechen, um sich auf die Suche nach einem – ihrem – Ort des ewigen Glücks zu machen. Die Vorstellung von einem solchen geht zurück auf den alten Mythos von Shambhala, der von einem verborgenen Königreich irgendwo hinter den Bergen spricht. Diesen Ort kann man nur nach einem unendlich langen und beschwerlichen Marsch durch öde Wüsten und wilde Berge erreichen. Wir sind als Reisende auch Suchende, Pilger, die einen Zustand der inneren Freiheit erlangen wollen, von geistiger und seelischer Unruhe, aber auch von Ängsten erlöst. In unserem Geist liegt dieses Königreich außerhalb unserer Reichweite, aber es nährt die Sehnsucht nach einem Ort der Reinheit und Makellosigkeit.
Der Himalaya gilt als ein spirituelles Gebirge, aber er ist auch ein verlorenes Paradies. Armut, Hunger, Umweltkatastrophen, Diskriminierung und Kriege prägen die Realität vieler Menschen in den Ländern auf dem Dach der Welt. Es besteht eine enorme Differenz zwischen Sehnsuchtsraum und Lebensraum Himalaya, zwischen unseren Bildern im Kopf und dem Leben in den Dörfern im Schatten der Achttausender.
Die Beiträge des Buches handeln von Begegnungen mit den Menschen im Himalaya, ihren Kulturen, ihren Problemen und den Versuchen, ihre Lebensbedingungen zu verbessern.
Kurt Luger, Professor für transkulturelle Kommunikation an der Universität Salzburg, Leiter des Universitätslehrganges Intercultural Competence, Vorsitzender von Eco Himal, der Gesellschaft für ökologische Zusammenarbeit Alpen – Himalaya. Die Gesellschaft führt Entwicklungsprojekte in Nepal, Tibet und Pakistan durch.