Bauliche Interventionen für profane Nutzungen von Sakralräumen waren in der Vergangenheit nicht immer von Respekt vor dem historischen Kirchenraum oder ethischen Überlegungen geprägt, vielmehr ging es um die Verwendung einer vorhandenen Gebäudehülle. Starke Veränderungen an den Fassaden, Abbrüche von Kirchtürmen, horizontale und vertikale Unterteilungen der Innenräume und die Zerstörung von Architekturdetails deuten auf nutzungsorientierte Adaptierungen hin, die ohne Rücksicht auf die Gebäude realisiert wurden.
Die Umnutzungen der letzten Jahrzehnte zeigen generell eine Favorisierung kultureller Nutzungsmöglichkeiten. Während in Österreich die Umnutzung von Kirchengebäuden
noch eine Seltenheit darstellt, ist dieses Thema auf gesamteuropäischer Ebene zu einer überaus aktuellen Frage geworden. Die Dokumentation zeigt auf, dass Richtlinien und Orientierungshilfen für den Umgang mit profanierten Kirchengebäuden in Zukunft auch für Österreich
notwendig werden. Eine Tatsache, die sich auch in baulicher Hinsicht positiv auswirkt; immer wieder kommt es in diesem Zusammenhang zur Entdeckung verloren geglaubter Strukturen und damit zur Chance, die ehemaligen Kirchenräume wieder erlebbar zu machen. Erfolgreiche
neue Nutzungen zeigen auch einen möglichen Dialog zwischen Altbau und moderner Architektur auf.
Jessica Wehdorn, geboren 1976 in Wien, verheiratet, eine Tochter. Studium der Architektur an der
Technischen Universität Wien bis 2002, Dissertation 2005. Die Architektin arbeitet im Bereich der
Denkmalpflege an internationalen Projekten u. a. in Äthiopien und ist seit 2004 Gesellschafterin
der Wehdorn Architekten Ziviltechniker GmbH. Jessica Wehdorn spezialisierte sich durch Forschungsarbeiten
zum Thema der profanen Nutzung von Kirchen in Europa.