Im September 1973 zerschlug in Chile eine Militärjunta unter der Führung von Augusto Pinochet die demokratisch gewählte Regierung der Unidad Popular mit Salvador Allende als Präsidenten. Viele ChilenInnen sind damals auf der Flucht vor der brutalen Repression nach Österreich ins Exil gekommen.
Das Buch thematisiert, wie sich die Kinder dieser Flüchtlinge, die in Österreich aufgewachsen sind und heute noch hier leben, mit diesem dunklen Kapitel Chiles, mit der von den Eltern erfahrenen Gewalt und deren Vertreibung auseinandersetzen. Auf der Grundlage ausführlicher biographischer Interviews beschreibt die Autorin Herausforderungen und Probleme, die für drei junge Erwachsene damit verbunden sind, wenn sie sich um die Übersetzung der Erfahrungen der Eltern und ihrer Bedeutung in den eigenen Lebenszusammenhang bemühen.
Zwei Dinge werden an den beschriebenen Prozessen des sozialen Erbes deutlich: Einerseits die nachhaltigen Wirkungen von politischer Gewalt, die hier am Beispiel der jüngeren Geschichte Chiles besprochen werden; und andererseits grundlegende Probleme, vor denen Angehörige der Zweiten Generation von MigrantInnen stehen. Ihre soziale und kulturelle Verortung kann nicht durch die Aneignung einer einfachen und einheitlichen Geschichte gelingen.
Katharina Kaudelka, Mag.a, Studium der Soziologie an der Johannes Kepler Universität Linz; Jänner bis August 2000 Aufenthalt in Chile, Bolivien und Peru; Februar bis Juli 2002 Studienaufenthalt in Spanien – neben diversen anderen Beschäftigungen Lehrernde für Geschichte im Bildungsprogramm für jugendliche MigrantInnen des Vereins MAIZ, Linz.