Die politisch-sozialen Rahmenbedingungen „österreichischer“ Geschichte haben sich in den vergangenen Jahren grundlegend geändert: Der Fall der Berliner Mauer 1989 öffnete auch den Eisernen Vorhang an Österreichs Ostgrenze; seit 1995 ist das Land Mitglied der Europäischen Union; der 11. September 2001 schärfte den Blick für globale Vernetzungen. Parallel zu dieser Internationalisierung hat sich gleichzeitig das österreichische Nationalbewusstsein so stark entwickelt, dass Jörg Haiders Bezeichnung der österreichischen Nation als „ideologische Missgeburt“ Ende der 1980er-Jahre widerlegt ist.
Hand in Hand mit diesen Tendenzen fand auch in den Geschichtswissenschaften eine stürmische Entwicklung statt, in der transnationale Perspektiven an Einfluss gewannen und die Bedeutung des Nationalstaats als Orientierungspunkt historischer Forschung relativiert wurde.
Vor diesem Hintergrund muss die Frage nach der Positionierung Österreichs innerhalb der Geschichtsschreibung neu gestellt werden: Wie lässt sich „österreichische Geschichte“ definieren und von „deutscher Geschichte“ abgrenzen? Sind die Erste und Zweite Republik, deren Staatsgrenzen auch für die Zeit vor 1918 lange Zeit maßgeblich waren, noch ein aktueller Raum? Welchen Stellenwert besitzen die Habsburgermonarchie und das Heilige Römische Reich? Diesen und weiteren Fragen gehen renommierte österreichische und deutsche WissenschaftlerInnen in diesem Band nach.
Mit Beiträgen von Gabriele Haug-Moritz, Thomas Hellmuth, Hermann J. W. Kuprian / Brigitte Mazohl, Margareth Lanzinger, Lena Oetzel, Martin Scheutz, Wolfgang Schmale, Reinhard Stauber, Arno Strohmeyer und Karl Vocelka.