Im September 2007 lud der Verein für Kultur Inzing im Rahmen des Literaturprojekts „andernWOrts“ drei AutorInnen mit migrantischem Hintergrund ein, drei Wochen im Tiroler Dorf Inzing zu verbringen. Aus der Perspektive des Fremdseins in mehrfacher Hinsicht sollten die türkischstämmige Autorin Seher Çak?r, die in Indien geborene Lyrikerin Sarita Jenamani und der iranischstämmige Architekt und Autor Sina Tahayori ihren Blick auf das Dorf, seine Topographie, seine Umgebung, seine Menschen richten.
In Form eines Tagebuchs ebenso wie in Erzählungen und Gedichten reflektieren die AutorInnen ihren Blick von außen als Gäste in einer fremden Umgebung: Unvoreingenommene Blicke auf eine in sich geschlossene Dorfgemeinschaft, erfrischende Aufmerksamkeit gegenüber den scheinbaren Banalitäten des Alltags prägen ihre Texte, die in dieser Anthologie versammelt sind. Sie erzählen von verschiedenen Ebenen der Fremdheit in sprachlicher, kultureller, religiöser, sexueller oder zwischenmenschlicher Hinsicht, von der Begegnung zweier Welten, die mit offenem Blick aufeinander zugehen — oder, wie die Herausgeber in ihrem Vorwort schreiben: „Mit Fernrohren wird in Hinterhöfe gespäht, mit Sägen kreisrunde Löcher in Zaunlatten geschnitten, mit Vorschlaghämmern Mauern niedergerissen. Wir bekommen Liebesgeschichten zu sehen, kleine Tragödien, alte Feindschaften, Alltagskomödien, hören Gesprächen beim Bäcker zu, lauschen Gasthausdebatten, alte Bekannte bekommen neue Gesichter, Unbekannte eine Stimme.“
Mit Beiträgen von Seher Çakir, Sarita Jenamani und Sina Tahayori.
Herausgegeben vom Verein für Kultur Inzing.
www.kulturverein-inzing.com
Seher Çakir, geboren in Istanbul, lebt in Wien. Preisträgerin des Literaturwettbewerbes “Schreiben zwischen den Kulturen“. Schreiben bezeichnet sie als ihr Zuhause.
Sarita Jenamani, geboren1972 in Cuttack/Indien, lebt in Wien. Sie studierte Wirtschaft an der Utkal Universität in Orissa. Die engagierte Feministin publizierte einige mehrfach ausgezeichnete Gedichtbände in Hindi und ihrer Muttersprache Oriya, in die sie zudem zahlreiche Bücher übersetzte (u.a. Kundera, Lorca, Paz). Arbeitsstipendium des österreichischen Bundeskanzleramtes für Übersetzung von Gedichten von Rose Ausländer ins Hindi. Moderation von Radiosendungen auf Radio Orange 94,0/Wien.
Sina Tahayori, geboren 1966 in Shiraz/Iran, lebt und arbeitet in Wien. Er kam mit 17 Jahren nach Österreich, studierte Architektur in Wien, Dissertation im Jahr 2000.