Viele Lehrpersonen, die Schulentwicklung ernst nehmen, befinden sich heute in einer widersprüchlichen Situation. Einerseits sind sie sich heute dessen bewusst, dass Evaluation bei individuellen und kollektiven Entwicklungsprozessen von zentraler Bedeutung ist, und versuchen innerhalb von Schulen und auch mit den Behörden die notwendige Vertrauensbasis aufzubauen, ohne die eine transparente und angstfreie Veröffentlichung eigener Leistungen nicht denkbar ist. Andererseits wird Evaluation auch weiterhin als unklar drohendes Damoklesschwert erlebt.
Der international ansteigende „Evaluationsdruck“ hat an manchen Orten dazu geführt, dass die vielfältigen Wert-, Macht- und Identitätsfragen, die für alle Beteiligten mit Evaluation verbunden sind, vernachlässigbar erschienen, obwohl man den Standardwerken der Schulentwicklungsforschung entsprechende Warnung hätte entnehmen können.
Aus verschiedenen Perspektiven wird im vorliegenden Heft versucht, die Vorstellungen über die Bedingungen, unter denen Evaluation in Schulen und Schulsystemen implementiert werden können, empirisch anzureichern, weiterzuentwickeln und – hoffentlich – neue Forschungs- und Entwicklungsarbeit zu den dabei auftauchenden Fragen anzuregen.