Zur Evaluation von Lehrerinnen und Lehrern werden in vielen Fällen die Lernenden gebeten, die Unterrichtsgestaltung zu beurteilen und eine Gesamtbeurteilung der Lehrenden und ihres Unterrichts vorzunehmen. Trotz umfassender Forschungsergebnisse sind die Aussagekraft und der Stellenwert der Beurteilungen der Lernenden sehr umstritten. Neben anderen Fragestellungen wurde vor allem auch jene diskutiert, inwieweit die Urteile der Lernenden durch Faktoren wie etwa ihr Interesse am Unterrichtsgegenstand, ihre Noten oder die Milde der Lehrkraft bei der Notengebung beeinflusst oder gar „verzerrt“ werden.
Eine für die Interpretation der Beurteilungen der Lernenden wesentliche und grundlegende Frage besteht darin zu klären, wodurch die Lernenden überhaupt zu ihrem Bild einer guten Lehrkraft kommen. Lässt sich das Gesamturteil „gute Lehrkraft“ im Wesentlichen durch die von den Lernenden wahrgenommene Unterrichtsgestaltung erklären? Inwieweit haben Faktoren einen Effekt auf die Gesamtbeurteilung, die mit der Qualität des Unterrichts in keinem sachlich begründbaren Zusammenhang stehen?
Auf der Grundlage der bisher vorliegenden Forschungsergebnisse werden diese Fragestellungen untersucht. Dazu wurden Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte an Handelsakademien in ganz Österreich schriftlich befragt. Dieses Buch zeigt nicht nur die Ergebnisse dieser Studie, sondern erörtert auch die Frage, wie die Unterrichtsarbeit von Lehrkräften tatsächlich evaluiert werden kann und welchen Beitrag die Urteile der Lernenden dazu leisten können.
Zur Autorin
Dr. Bettina Fuhrmann (geb. Greimel) ist ao. Universitätsprofessorin an der Abteilung für Wirtschaftspädagogik der Wirtschaftsuniversität Wien. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt in den Bereichen Evaluation, qualitative und quantitative Methoden der empirischen Sozialforschung, Unterrichtsqualität, komplexe Unterrichtsmethoden und in der Bearbeitung von fachdidaktischen Fragestellungen.