Das berühmte Sammelwerk Les Lieux de Mémoire von Pierre Nora erzählt die Geschichte Frankreichs als ein Mosaik von Erinnerungsorten. Davon ausgehend, wurden bislang „Orte des Gedächtnisses“ zumeist im Zusammenhang von nationalen Geschichtsschreibungen dargestellt.
Doch müssen alle kollektiven Identitätsbildungsprozesse tatsächlich mit dem Verdikt der Konstruktion nationaler Identität belegt werden? Die Beiträge im vorliegenden Band wählen einen anderen, innovativen Zugang: Sie gehen von der Annahme prinzipiell transnationaler Provenienz und Relevanz der in den Erinnerungsorten versammelten Identifikatoren aus – die freilich immer wieder national vereinnahmt wurden und werden, also instrumentalisierbar sind. Als paradigmatisches Forschungsfeld dient Zentraleuropa: aufgrund seiner pluralistischen Verfaßtheit lassen sich hier unbeschadet zahlreicher nationaler Narrative gute Beispiele für den transnationalen Charakter von Gedächtnisorten finden.
Mit Beiträgen von Jacques Le Rider, Rudolf Jaworski, Thomas Serrier, Christoph Boyer, Andreas Pribersky, Andrei Corbea-Hoisie, Ernst Bruckmüller, Michel Espagne, Daniel Baric, Sylvie Arlaud und Pierre Burlaud.