Die Möglichkeiten und Ausprägungen jüdischer Identitäten im Österreich des späten 19. und des 20. Jh. untersuchen die AutorInnen dieser ersten Publikation des neu gegründeten David-Herzog-Centrums für Jüdische Studien in Graz, eines innovativen Forschungsprojekts zur Geschichte und Gegenwart des Judentums.
Geprägt durch den österreichischen Antisemitismus in seinen verschiedenen – religiösen, politischen, pseudo-wissenschaftlichen etc. – Ausprägungen, aber auch beeinflusst durch die jeweilige Lebenssituation der unterschiedlichen Gruppen österreichischer Juden, entwickelte sich eine Vielzahl unterschiedlicher Bewusstseinsorientierungen, denen sich die BeiträgerInnen aus unterschiedlichen Perspektiven annähern.
Von besonderem Interesse ist der Artikel von Steven Beller: Mit seinem Aufsatz führt er seine international aufmerksam verfolgte Debatte mit dem bedeutenden Kulturhistoriker Ernst Gombrich über den Zusammenhang zwischen jüdischer Identität und kulturellen Leistungen weiter.
Aus dem Inhalt:
On Jewish DNA, Ethnonationalism and the Law of the Included Middle: Problems of Jewish Identity in Modern Central European History
The Manifestations of Shame: Mental Illness and the Jewish Woman in Turn of the Century Vienna
Juden und Nervosität
Was haben Ostjuden mit Afro-Amerikanern gemeinsam?
Sprache und Identität: Disparate Gefühle der Zugehörigkeit
Tempest in a Teapot? Yiddish Socialist Periodicals in the Austrian First Republic
Kaisertreu: The Dynastic Loyalty of Austrian Jewry
Jüdische Identität in der österreichischen Nachkriegsliteratur. Peter Henisch, Robert Schindel, Robert Menasse und Doron Rabinovici
Eine Wohn-, aber keine Lebensgemeinschaft? Notizen zum Verhältnis zwischen nichtjüdischen und jüdischen Österreichern nach 1945
Zum Herausgeber:
Dr. Klaus Hödl ist Universitätsdozent für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte am Institut für Geschichte der Universität Graz und Leiter des David-Herzog-Centrums für Jüdische Studien.