„The past is a foreign country: they do things differently there“, schreibt L. P. Hartley zu Beginn seines Romans „The Go-Between“. Tatsächlich stellten Bemühungen, die NS-Zeit als im wahrsten Sinne nur zur „fremden“ Geschichte Deutschlands gehörig zu zeichnen, lange Zeit auch ein Charakteristikum des österreichischen Bildgedächtnisses dar. Dieses „fremde Land“ der Vergangenheit, genauer gesagt deren visuelle Erschaffung mit Hilfe von historischen Fotografien in den Erinnerungsmedien Geschichtsschulbücher, Ausstellungen, Zeitungen und Zeitschriften sowie Bildbände, ist der Dreh- und Angelpunkt der von Ina Markova vorgelegten Studie. Wie wurden Bilder im Laufe der Zeit eingesetzt, um welche Vergangenheit vor den Augen der Betrachtenden entstehen zu lassen? Welche Aspekte von Geschichte blieben wann aus welchen Gründen außen vor? Das Ziel des Buchs ist dabei eine Längsschnittanalyse des österreichischen Bildgedächtnisses in Bezug auf die Visualisierung der NS-Zeit (1938-1945) in der Zweiten Republik.
Beitrag auf science.orf.at „Wenn Lücken mehr sagen als Bilder“