Die Aktivitäten von Tiroler Frauen im illegalen Bund Deutscher Mädel und in der Staatsjugend waren bisher weitgehend unerforscht. Claudia Rauchegger-Fischer wertete für die vorliegende Studie dreißig Interviews mit Frauen der Jahrgänge 1911 bis 1933 aus. Das Hauptaugenmerk richtete sie auf die Gruppe der ideologisch überzeugten Nationalsozialistinnen. Zehn Frauen hatten sich bereits als Illegale engagiert, sechs der dreizehn befragten Führerinnen waren während der NS-Zeit hauptamtlich tätig. Damit liegt erstmals ein dichtes Material an Erzählungen vor, das besonders für die Gruppe der Führerinnen aufschlussreiche Erkenntnisse bietet: über die regionale Herkunft, die soziale Schichtung, den deutschnationalen Hintergrund der Väter, das Verhalten der Mütter, das Religionsbekenntnis (Überrepräsentanz der Evangelischen) und die spezifische Rolle des Städtischen Mädchenrealgymnasiums Sillgasse.
Die Faszination und Attraktivität der NS-Diktatur werden anhand einzelner Fallanalysen herausgearbeitet. Ein genauer Blick auf die lebensgeschichtlichen Erzählungen von Tiroler Frauen zeigt die bis in die Gegenwart nachwirkende Verstrickung von Funktionsträgerinnen des BDM in die NS-Ideologie.