Die gegenwärtige demografische Entwicklung in den postindustriellen Dienstleistungsgesellschaften bringt in Österreich – wie auch in den anderen europäischen Staaten – einen steigenden Bedarf an Pflege und Betreuung von älteren Menschen mit sich. Derzeit wird die überwiegende Mehrheit der Pflegebedürftigen von Angehörigen betreut, vielfach unterstützt durch mobile Dienste.
Das derzeitige System birgt für die Pflegenden erhebliche Risiken und Belastungen (Armutsrisiko, gesundheitliche Belastungen, Einschränkung der persönlichen Lebensgestaltung). Informelle Pflege stellt somit eine enorme persönliche wie auch sozialpolitische Herausforderung dar. Soziale Ungleichheiten (sozioökonomische Lage, Geschlecht, Migrationshintergrund u. a.) finden in ungleichen Risiken sowohl hinsichtlich der Pflegebedürftigkeit als auch für die informelle Pflegetätigkeit ihren Niederschlag.
Ziel dieses Bandes ist es, die gesellschaftlichen Herausforderungen, die mit der Pflege und Betreuung alter Menschen in der informellen Pflege in Österreich verbunden sind, zu analysieren. Der spezifische Fokus liegt im Sinne eines intersektionellen Zugangs auf Differenzierungen wie sozialer Klasse/Schicht, Migrationshintergrund, Geschlecht sowie sexueller Orientierung.