In diesem Heft wird das Konzept der Identitätsorientierung, welches in den 1980er Jahren (vgl. Kaspar H. Spinner 1980, Horst Rumpf 1976) didaktisches Denken und Handeln belebte, wieder stärker in den Vordergrund der Deutschdidaktik gerückt und neue Aspekte für den Unterricht ausgelotet. Dies erscheint in einer Zeit, in der die Bildungslandschaft in erster Linie von der Debatte um Standardisierung und Kompetenzorientierung geprägt ist, umso notwendiger. In diesem Sinne werden erstens der Begriff der Identität und verschiedene Identitätskonzepte kritisch betrachtet, um neue Grundlagen für identitätsorientierte Modelle zu schaffen. Zweitens wird das Konzept der Identitätsorientierung selbst im Kontext der neuen Tendenzen der Bildungspolitik und im „Zeichen veränderter Zeitsignaturen“ (vgl. Frederking 2010) wie Individualisierung, Pluralisierung und Medialisierung hinterfragt. Drittens wird der Akzent auf die Individualität der Schülerinnen und Schüler sowie ihre Suche nach Identität gelegt. Demgemäß werden unterrichtspraktische Beispiele sowohl die durch Migration bereicherte Vielfalt der (österreichischen) Klassenzimmer als auch die veränderte Lebenswelt der Jugendlichen berücksichtigt und Lernarrangements so gestaltet, dass die je „eigene Stimme“ der Schülerinnen und Schüler in ihrer Andersheit und Eigenartigkeit zur Sprache kommen kann und die Jugendlichen in ihrem „Eigen-Sinn“ gestärkt werden.
AUS DEM INHALT
Identitäten konzipieren …
Stefan Krammer: Ich bin ich bin ich … Identitätskonzepte in den Sozial-, Kultur- und Literaturwissenschaften
Werner Wintersteiner: Lernen – Identität – Widerstand. Identitätsorientierung im Deutschunterricht im Lichte neuer bildungspolitischer Tendenzen
Kaspar H. Spinner: Identitätsorientierter Deutschunterricht heute
Paulus Hochgatterer: Zäune streichen und andere mittelwichtige Sachen. Ein Versuch über Identität
Identitäten reflektieren …
Daniela Gronold: Zwischen Nationalstaat und Einwanderungsland. Der Deutschunterricht als Ort der Verhandlung von Identitäten
Matthias Pauldrach: „Fragmente der Anderen in uns“. Identität im Medienzeitalter und Medienunterricht
Hajnalka Nagy: „Wer hat bloß in meinem Gehirn genächtigt?“ Identität und Sprache in der österreichischen Literatur
Kathrin Wexberg: Identität im Bilderbuch. Shaun Tan: Die Fundsache
Identitäten entwickeln …
Carmen Mertlitsch: Die eigene Stimme finden
Ute Andresen: „In der Maschinenschrift sehen alle Menschen gleich aus.“
Elisabeth Kossmeier: Die kreative Aufgabenstellung als wertvolle Möglichkeit, Sprach-, Schreib- und Selbstkompetenzen gleichermaßen zu fördern
Waltraud Winkler: Identitätsorientierte Mikroimpulse im Deutschunterricht
Service
Stefanie Petelin: IDENTITÄT(EN). Bibliographische Notizen
Weitere Informationen zur ide finden Sie unter: http://wwwg.uni-klu.ac.at/ide