Dichtung als fortwährende Realisation von Freiheit – das war Ernst Jandls Credo. Die Freiheit im Umgang mit Sprache führte ihn zu immer neuen Ausdrucksformen und macht seine Texte auch so ansteckend – und zwar „für alle“, wie ein programmatischer Band Jandls hieß. Wir Jandln! beleuchtet den Facettenreichtum des Jandl’schen Werks und versucht einerseits dessen Vielstimmigkeit, Internationalität und Intermedialität wissenschaftlich auszuloten und andererseits diese Vielfalt für den Unterricht fruchtbar zu machen. Der Band diskutiert Jandls Poetik der Vielsprachigkeit, seine künstlerischen Grenzüberschreitungen, die Frage der ‚Übersetzbarkeit’ seiner Texte sowie Aspekte literarischer Mehrsprachigkeit. Mit der Thematisierung der vielfältigen künstlerischen Transfer-Beziehungen zwischen Jandl und anderen (tschechischen, russischen und englischen) AutorInnen und KünstlerInnen möchte der Band auch neue Impulse für eine interdisziplinäre und interkulturelle Auseinandersetzung mit Jandls Werk geben.
Wir Jandln! trägt nicht nur zur aktuellen Forschung zu Ernst Jandls poetischem Werk bei, sondern macht seine Texte auch für didaktische Konzepte wie Mehrsprachigkeitsdidaktik, Friedenspädagogik, Mediendidaktik und Literaturdidaktik fruchtbar. Zudem ermöglicht er, Sprach-, Medien- und Literaturdidaktik über nationale Grenzen hinaus mit dem Mehrsprachigkeitsdiskurs zu verbinden und wissenschaftliche Erkenntnisse in unterschiedliche schulische Kontexte zu übertragen.
Inhalt
Einleitung
Hannes Schweiger/Hajnalka Nagy: von einen sprachenkunstler. Eine Einleitung
I. Ernst Jandls Vielsprachigkeit
Bernhard Fetz: Ernst Jandl: Anmerkungen zur Biographie einer Stimme
Monika Schmitz-Emans: Tiersprachen – Menschensprachen
Luigi Reitani: Zwischen (und unter) den Sprachen unterwegs. Ernst Jandls Poetik der Mehrsprachigkeit
Katja Stuckatz: „Wie einen Bissen Brot. Ernst Jandl und die englische Sprache
Dana Pfeiferová: „Wenn ich beten könnte, würde ich für Gorbatschow beten“. Geschichte einer Freundschaft zwischen Prag und Wien im Kontext der politischen Verhältnisse: Bohumila Grögerová, Josef Hiršal und Ernst Jandl
Anna Spohn: Hosi-Anna – ambivalente Schrift, ambige Sprache und Ikonizität. Thomas Bayrles und Bernhard Jägers Interpretationen früher Texte Ernst Jandls
Julia Hinterberger: „nemtsas glei auf de zungen / olle lyrik gheat gsungen“. Ernst Jandl: „mit musik“
II. Neue didaktische Wege mit Ernst Jandl
Hannes Schweiger: „nicht wie ihr mich wollt will ich sein“. Ernst Jandl für eine Literaturdidaktik des Eigensinns
Werner Wintersteiner: „Wer trüge nicht Splitter davon im Holz seines Herzens?“ Ernst Jandl als Pazifist und Friedenspädagoge
Hajnalka Nagy: Mit der Sprache in die Fremde gehen. Ernst Jandl für eine Didaktik der Mehrsprachigkeit
Bettina Heck: Ernst Jandl für eine Ästhetische und Medien-Erziehung
III. Ernst Jandl in der Praxis
Kathrin Wexberg: Beste Gedichte. Ernst Jandls Texte im Kontext der vorschulischen Leseförderung
Anja Wildemann: Ernst Jandls Sprachspiele in der Primarstufe. Sprachbetrachtungen – lyrisch intendiert
Martina Sulzberger: Jandln in der Schule
Ivan Igorewitsch Shamov: Vom Übersetzen der Texte Ernst Jandls ins Russische
Christian Holzmann: Lost in Jandlation – auf den fellen fieler fehler
Evelyn Blumenau/Walter Kreuz: Mit Jandl aufs Sprachkarussell. Beispiele für Radioprojekte
Andriatiana Ranjakasoa: Media enrichment im DaF-Literaturunterricht. Dargestellt am Beispiel der Verfilmung des Gedichtes glauben und gestehen von Ernst Jandl
Anita Schütz: Ernst Jandl im DaF-Unterricht. Ein Blick auf einen reich gedeckten Tisch
Autorinnen und Autoren