Angesichts der zunehmenden Vernetzung der Welt, wachsender Migrationsbewegungen und dem damit einhergehenden vermehrten Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturen kam es in den Literatur- und Kulturwissenschaften während der vergangenen beiden Jahrzehnte zu einer verstärkten Forderung nach Dialog. Diese Entwicklung impliziert jedoch ein neues, anderes Verständnis von Dialog, das davon ausgeht, dass Sprache geschichtliche Ereignisse und Unterschiede zwischen Kulturen nicht nur reflektiert, sondern auch produziert. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung und dem damit einhergehenden Interesse am Dialog zwischen den Kulturen setzen sich die Beiträge dieses Bandes aus komparatistischer Sicht sehr fokussiert mit dem Phänomen „Dialog“ auseinander.
In ihren umfassenden literaturwissenschaftlichen Studien arbeiten die vier Autoren
sowohl die Tücken und die Gefahren des Dialogs als auch die Chancen und Möglichkeiten heraus, die jedes dialogische Verhältnis in sich birgt. Sie verweisen auf
Missverständnisse, erforschen Verzerrungen in der Wahrnehmung und warnen vor allzu optimistischen Erwartungen, die vor allem in den interkulturellen Dialog gesetzt werden. Die Analysen von dialogischen Beziehungen und Kulturen des Dialogs, die Illustration ihrer Funktionsmechanismen und die Darstellung ihrer poetischen Form erfolgen vor allem am Beispiel des Kulturkontakts bzw. des Kulturtransfers zwischen Deutschland und Frankreich bzw. zwischen Österreich und Frankreich im 19. und 20. Jahrhundert.