Johanna Gehmacher, Elisabeth Harvey

Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 1/2011

Politisch Reisen

War es im 17. und 18. Jahrhundert noch eine sehr beschwerliche Herausforderung für junge Adelige und die Söhne der Handelsbürger, wurde es mit den neuen Eisenbahnen und Schiffen ab der Mitte des 19. Jahrhunderts bequemer und schneller: das Reisen. Im 20. Jahrhundert wurde es als Tourismus zum Massenphänomen. Damit entstanden nicht nur neue Formen und Praktiken des Unterwegsseins, sondern es boten sich auch neue Möglichkeiten, gesellschaftliche Verhältnisse, sozial-kulturelle Milieus und politische Systeme und Bewegungen anderer Länder kennenzulernen.
Im Fokus dieses Bandes stehen jene Reisenden, die für ihre Ziele auf Reisen gingen, politische Programme, Botschaften, Belehrungen oder auch Hoffnungen im Reisegepäck. Junge Frauen, die im Auftrag der Frauenbewegungen vor dem Ersten Weltkrieg in die USA reisten, Abgesandte marxistischer und faschistischer Bewegungen, Gewerkschaften und Parteien, ein Pionier der frühen Sexualforschung oder eine Gruppe französischer Intellektueller, die das kommunistische China besuchte . Aus einer interdisziplinären kulturwissenschaftlichen Perspektive untersucht dieser Band ihr(e) Reisen als kulturelle Praxis und als politische Strategie.

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