Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der intensiven Familienphase,
d.h. in den ersten zwei bis drei Lebensjahren des Kindes, stellt Eltern in
Österreich vor besondere Herausforderungen. Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen legen noch immer die alleinige Betreuung der Kinder durch die Mütter nahe. Um mögliche Wege der Verbindung von beruflichen und familiären Anforderungen in dieser frühen Entwicklungsphase der Kinder aufzuzeigen, hat Sigrid Kroismayr mit in Wien lebenden Akademikerinnen, die innerhalb eines Jahres nach der Geburt des Kindes wieder in den Beruf zurückgekehrt sind, qualitative Interviews geführt. Es wird dargestellt, wie die Frauen in Abstimmung mit dem Partner, den beruflichen Gegebenheiten und den Betreuungsmöglichkeiten durch Großeltern oder familienfremde Personen die Verbindung von Beruf und Familie leben und in welcher Weise dabei gesamtgesellschaftliche Rahmenbedingungen wie rechtliche Regelungen oder normative Wertvorstellungen über das Leben als Familie eine Rolle spielen. Zur Analyse der Einflussfaktoren auf das Vereinbarkeitsverhalten der Frauen greift die Autorin die Theorie von Bourdieu auf und macht sein Verständnis des Begriffs der Strategie für die Erklärung der Vereinbarkeitspraxis der Frauen fruchtbar. Sowohl aufgrund der theoretischen Überlegungen als auch durch die empiriegesättigte Darstellung liefert die Studie einen wichtigen Beitrag für ein bislang in Österreich wenig erforschtes Thema.