Wie sich der Alltag mit seinen Eindrücken, sozialen Bindungen und emotionalen Haltungen im populären Kulturprodukt des Schlagers widerspiegelt, analysiert Annegret Waldner in diesem Band. Sie untersucht dabei nicht nur die musikalische Gestaltung, sondern geht auch auf das Widerständige dieser Textgattung ein. Eingebettet in Theorien und Methoden einer kulturwissenschaftlichen Medientextanalyse stellt die Autorin die Geschichte der populären Kultur, des Schlagers von den 1930er Jahren der Weimarer Republik bis 1949 und der Medien des Schlagers – Grammophon, Radio, Tonfilm, Heftchen- und Notenliteratur – dar. Die verschiedenen Gefühlswelten und Werthaltungen als sowohl singulär wie auch periodisch auftretende Parameter werden quantitativ und qualitativ mittels einer am Text orientierten hermeneutischen Zugangsweise analysiert, in ihrer zeitlichen Abfolge dargestellt und medientextintern verglichen. Der Schlager unterlag von 1930 bis zur Restaurationsphase nach dem Zweiten Weltkrieg einer zensurierenden Beeinflussung, die an den unterschiedlichen Rezeptionsangeboten sichtbar wird. Er gibt Hinweise auf kulturelle und soziale Veränderungen und damit verbundene Wechsel von Einstellungen und Normen, teilt den Rezipientinnen und Rezipienten solche Umbrüche mit und bringt sich mit seinem diskursiven Charakter aktiv in diese Bewegungsprozesse ein. So ist der Schlager als alltagskulturelles Moment zu verstehen, als flüchtiger, selbstverständlicher Teil des täglichen Lebens, der den Hörerinnen und Hörern diesen Alltag „selbst verständlich“ zu machen wusste. Die Autorin: Annegret Waldner, Dr.in, Studium der Europäischen Ethnologie/Volkskunde in Innsbruck, Promotion 2007.