Monika Löscher

…der gesunden Vernunft nicht zuwider …?

Katholische Eugenik in Österreich vor 1938

Die österreichische katholische Kirche nahm lange Zeit nicht an aktuellen biopolitischen und eugenischen Diskursen teil. Erst in der päpstlichen Enzyklika „Casti connubii“, die Ende 1930 erschien, manifestierte sich die grundsätzliche Akzeptanz eugenischer Ideen, wenngleich sie sich auf eine positive Eugenik über Sozial- und Familienpolitik beschränkte. Mit dieser Stellungnahme der Amtskirche konnte sich eine katholische Eugenik auch in Österreich konstituieren, die dieses Buch erstmals geschlossen analysiert.
Was hieß demnach „katholische Eugenik“? Für etliche Katholiken war es eine Möglichkeit, an aktuellen biopolitischen Diskursen zu partizipieren und damit der Welt zu zeigen, dass sie doch nicht so antimodern und bildungsfeindlich waren, wie sie gesehen wurden. Katholische Traditionen konnten somit als „neu“ verkauft werden – eben mit dem Hinweis darauf, dass das, was die Kirche seit 2000 Jahren predigt, nämlich Sittlichkeit, Mäßigung und Keuschheit, ihre Bestätigung in der modernen Vererbungswissenschaft findet.
So war katholische Eugenik nichts anderes als der Versuch einer Rekatholisierung in einer Zeit, die als Umbruch und als Auflösung einer vertrauten Lebenswelt empfunden wurde, in der „Sittlichkeit“ als zentraler Punkt eines „Gesundungsprogramms“ – nun auch in moralischer Hinsicht – hochstilisiert wurde. Dies zeigt Monika Löscher eindrucksvoll auf.
 
Die Autorin:
Dr. Monika Löscher, Studium der Geschichte und Romanistik an der Universität Wien. 1998-2000 freie Mitarbeiterin der Kommission für Provenienzforschung am Museum für Völkerkunde in Wien. 2000-2003 Referentin beim Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus. 2003/04 DOC-Stipendiatin der Akademie der Wissenschaften. 2004-2007 Forschungsprojekt über Eugenik und Rassenhygiene im katholischen Milieu in Deutschland und in Österreich.

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