Rolf Steininger

Akten zur Südtirol-Politik 1959-1969

1965/66: Mehr "Paket", weniger Verankerung?

Für Österreichs Außenminister Bruno Kreisky war das, was er 1964 mit seinem italienischen Kollegen Giuseppe Saragat für Südtirol ausgehandelt hatte, das Optimum dessen, was seiner Meinung nach herauszuholen war. Und von daher wollte er abschließen. Für den 8. Jänner 1965 berief er eine große Südtirolbesprechung nach Innsbruck ein, wo die (Süd-)Tiroler sein Verhandlungsergebnis absegnen sollten. Die lehnten allerdings ab. Für die SVP gingen die italienischen Zugeständnisse nicht weit genug, für die Nordtiroler gab es zu wenig Absicherung. Mit dieser Entscheidung zerbrach für Kreisky das manchmal nur mühsam aufrechterhaltene Klima der Zusammenarbeit mit den (Süd-)Tiroler Politikern. Als die italienische Regierung vom Innsbrucker Ergebnis unterrichtet wurde, stellte sie in Wien klar, dass sie bis zur äußersten Grenze ihrer Möglichkeiten gegangen sei. In den folgenden Wochen kam es zu mehreren Südtirolbesprechungen, in denen fast schon verzweifelt nach einer Lösung gesucht wurde und die Auseinandersetzungen mit Kreisky immer unerfreulicher wurden.
Das Jahr 1966 begann mit dem 2. Sprengstoffprozess in Mailand, wo im April die Angeklagten zu insgesamt 350 Jahren Kerker verurteilt wurden. Im selben Monat sorgte noch ein anderes Ereignis in Südtirol für Aufregung. Der hochangesehene Urologe Dr. Egmont Jenny gründete eine neue Partei, die „Soziale Fortschrittspartei Südtirols“, hinter der Bruno Kreisky stand. In Wien gab es inzwischen eine ÖVP-Alleinregierung mit dem neuen Außenminister Lujo Tončić-Sorinj, der abschließen wollte, während der Terror zunahm.

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