Räumliche Vorstellungen sind in den Geschichts-, Sozial- und Kulturwissenschaften überall zu finden. Sie gehen in die Konstruktion von deren Gegenständen ein: „Europäische Geschichte“, „Kulturraum“, „Unterschicht“, „sozialer Aufstieg“ u.s.w. Abstrakte, metaphorische und konkrete Raumvorstellungen purzeln durcheinander und dies bedingt manches Missverständnis, zeigt Alexander Mejstrik. Christoph Kühberger untersucht die Konstruktion eines historischen „Europa“ durch die Europäische Kommission und – exemplarisch – an österreichischen Gymnasien. Räume des Gedenkens sind ebenso virtuell wie Räume der Geschichte. Sie werden mit symbolischen Mitteln konstruiert und weniger stringent durchdacht als mit Emotionen und Leidenschaften besetzt. Ulrike Felber analysiert drei Ausstellungen zu 50 Jahren Zweite Österreichische Republik. 1918 verlor Deutschland seine Kolonien. „Damit endete die reale Kolonialgeschichte Deutschlands – nicht jedoch die Projektions- und Phantasiegeschichte.“ Karsten Linne erzählt über die vielfältigen Anstrengungen deutscher Wissenschaften, sich in den Dienst der Eroberung und Verwaltung „auswärtiger“ Räume zu stellen. Peter Melichar untersucht, nach welchen Kriterien „Juden“ in Österreich in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen diagnostiziert und gezählt wurden. Brigitte Studers luzider Vergleich von fünfzehn Jahrgängen der ÖZG zeigt, dass sich die Problemstellungen und Forschungsfragen merklich verändert haben. Die Fragen einer komplizierter gewordenen Geschichtswissenschaft seien mehr denn je einer breiteren Leserschaft zu vermitteln.