Elfriede Kehrer

schärfe die schatten

Gedichte

Nach „an riffen des lichts“ und „lichtschur“ führt Elfriede Kehrer mit ihrem neuen Gedichtband „schärfe die schatten“ thematisch eine Reihe fort, markiert aber im Inneren zugleich einen Bruch. Schon im Titel liegt der Hinweis auf die veränderte Perspektive – Kehrers Blick dringt ohne Umschweife in jene Welt, die hinter den Dingen und Worten liegt, erfasst zuallererst, welche Stimmungen und Inhalte sie abwerfen. Was dem Leser in radikal reduzierter Sprache erscheint, ist scharf konturiert, ohne aber deshalb je seine assoziative Kraft einzubüßen.
Jeder einzelne von Kehrers knappen Ein- bis Dreizeilern behauptet im Buch den Platz einer ganzen Seite und breitet sich in seiner gedanklichen Dichte bis an die Ränder aus. Gleichzeitig werden die Gedichte untereinander zu Teilen einer Gesamtkomposition, deren Melodie eindringlich vom Sanften ins Fordernde, vom Hellen ins Dunkle übergeht. Für sich gelesen aber erscheinen darin die Dinge in völlig neuem Licht – durch ungewohnte Wortkombinationen versetzt die Artmann­Schülerin den Leser nachhaltig in Staunen über seine vertraute und vermeintlich unzweifelhafte Wirklichkeit.

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