Es wird schwierig sein, das zu erzählen, was erzählt werden soll. Es ist das Generationsschicksal von Männern, geboren in den späten vierziger Jahren dieses endlosen Jahrhunderts, aufgewachsen an den Rändern, wo die Geschichte nachsichtiger und grausamer war als anderswo. Erzählt von mir, die involviert war und es noch immer ist. Erzählt von einer Frau. Meine Geschichten werden parteiisch sein, aber welche Wahrheit ist das nicht? Ich kann nichts für mich ins Feld führen, außer daß ich mit ihnen gelebt, daß ich einige geliebt, manche gehaßt habe und daß ich weiß, wovon die Rede geht, wenn von ihnen die Rede ist.
Waltraud Mittich erzählt in „Mannsbilder“ zärtliche, zornige und rebellische Geschichten, in denen sie sich auf die Seite jener stellt, denen die Geschichte zusetzte, ob Mann oder Frau. Oft knapp und doch poetisch, fast archaisch anmutend verkürzt, aber immer parteiisch zeichnet sie Bilder von Männern, die heute ihren Mann stehen, von gestandenen und gestrandeten Männern, getragen von der Erinnerung einer Frau, aus einem Land an den Rändern.
Zugleich erzählt sie eine andere Geschichte des Landes Südtirol, eine Geschichte, die an der Wohlgefälligkeit und der scheinbaren Anständigkeit kratzt, eine Geschichte, die nicht in Ruhe lassen will und lassen kann, woran so viele zugrunde gegangen sind. Aus der Montage von Texten aus der Tageszeitung des Landes, Kinoprogrammen, Liedtexten, politischen Ereignissen von Weltbedeutung erhält der Text eine zusätzliche Dimension und Dichte, ein klaffender Abgrund tut sich auf zwischen dem Geschehen der „großen“ Welt und dem, was in der „kleinen“ Welt von Bedeutung ist.