In den Jahren 1940-42 führte der deutsche Musikwissenschaftler Alfred Quellmalz eine ganz Südtirol umfassende volksmusikalische Feldforschung durch. Die daraus resultierenden rund dreitausend Tonaufnahmen, erstellt mit einem AEG-Magnetophon der Type K 4, gelten aufgrund der aufnahmetechnischen Pionierleistung Quellmalz‘ und ihrer Fülle – Vokal- und Instrumentalmusik aller Gattungen aus allen Teilen Südtirols – als eine in Europa singuläre Volksmusiksammlung und bilden zugleich die Basis der wissenschaftlichen Volksmusikforschung in Tirol. Dennoch ist die ‚Südtirolsammlung Quellmalz‘, deren Tonträger in Süd- und Nordtiroler Archiven zugreifbar sind, in der Fachliteratur ideologisch sehr umstritten, entstand sie doch im Auftrag der Südtiroler Kulturkommission der SS-Forschungs- und Lehrgemeinschaft „Das Ahnenerbe“, die sich als Instrument der beginnenden Umsiedlung in Südtirol mit der wissenschaftlichen und topographischen Erfassung der Südtiroler Kulturgüter und ihrer Überführung in das Deutsche Reich befaßte.
Während man in der aktuellen Literatur geneigt ist, die volkskundlichen Forschungen der Südtiroler Kulturkommission und somit auch die Südtirolsammlung Quellmalz generell als ideologisch verfremdet darzustellen, und bisher kaum der Frage nachging, inwieweit die daraus entstandenen Sammelmaterialien nicht auch den (dem Nationalsozialismus allerdings oft sehr entgegenkommenden) Lehrmeinungen der älteren deutschen Volkskunde verpflichtet sind, versucht der Verfasser nun, die Forschungsarbeiten Quellmalz‘ und seiner Mitarbeiter in einen wissenschaftsgeschichtlichen Kontext einzuordnen.